Der Zaun hielt nicht

(08.01.2024)
Mich (Laura, 14) ließ der Mann nicht los, dem wir am morgen noch geholfen hatten, nicht zu ertrinken. Wie im letzten Erlebnis beschrieben. Immer wieder dachte ich an ihn und wollte nach der Schule nochmal bei ihm vorbei. Vielleicht hatte er sich noch immer nicht umgezogen, weil er wieder eingepennt ist oder so, keine Ahnung.

Nach dem Unterricht sagte ich es auch der Freundin, die am Roller auf mich wartete (Sie geht nicht in meiner Klasse). "Okay, können wir machen, Mama kommt später heute!" sagte sie dazu und wir fuhren hin. Weil wir beide aber keine Lust auf erneute nasse Stiefeln hatten, fuhren wir nur bis zum Hochwasser ran und versuchten auf dem Zaun, der da durchführte, zur anderen Seite zu kommen. Die Roller schoben wir immer nebenher und rutschten sehr langsam auf dem Zaun weiter. Es war eine reine Katastrophe, aber wir wussten auch nicht wie wir sonst zu ihm kommen sollten, hatten ja kein Navi oder sowas dabei und das Handy ging auch nicht.

Wir hätten auch die Roller anschließen können, aber da hatten wir wieder die Angst, dass man uns sie klaut. Es war schon ganz schön blöd so über den Zaun zu krabbeln, immer die Bretter zwischen den Beinen und den Roller in der Hand. Zweimal ist uns der Roller aus der Hand ins Wasser gerutscht und wir dachten schon, dass der nicht mehr gehen würde. Ungefähr zur Hälfte hin, brach zu allem Übel ein Brett und ich rutschte nach unten und stolperte ins Wasser. Und wieder stand ich bis zu den Knien im Wasser. Ich lachte und meckerte zugleich. Da ich also schon mal im Wasser stand, nahm ich die Roller und schob sie aus dem Hochwasser raus.  Sie hingegen versuchte weiter auf dem Zaun weiterzukommen und schaffte es auch, dabei trocken zu bleiben.

Wenig später klingelten wir bei dem Mann und er öffnete uns. "Ach da seid ihr ja wieder! Vielen Dank nochmal, dass ihr mir heute früh geholfen habt!" sagte er und bat uns rein. Die Bierflaschen vom morgen, hatte er noch verschlossen da stehen. "Ich sollte wirklich aufhören damit, man sieht ja was da bei rauskommen kann!" lachte er und stellte das Bier weg. Wir zuckten nur mit der Schulter und dann bot er uns eine Zigarette an. Ich nahm auch eine, rauchte und unterhielt mich mit ihm. Da ich noch ein paar Weihnachtskekse mithatte, gab ich ihm welche und er bedankte sich erneut tausendmal. "Das hab ich ja schon ewig nicht erlebt!" meinte er und erzählte von damals. Er war schon über 70 und hatte viel erlebt. So ein Hochwasser zum Beispiel, hatte er noch nie gehabt seit er da wohnt. Meine Freundin sagte irgendwann, dass wir wieder müssen und ein anderes mal vielleicht wieder kommen. Das verstand der Mann und ließ uns gehen.

Zurück zu ihr, sind wir mit dem Roller durchs Wasser gefahren. Ihre Mutter stand schon aufgeregt in der Küche und meckerte, weil wir zu spät sind. Als wir ihr erzählten, was passiert ist, lachte sie nur und schickte uns ins Zimmer. Dort bekam ich auch frische Strümpfe und konnte mir von ihr Turnschuhe anziehen. Nach den Hausaufgaben, was nicht viel war, fuhr ich im dunkeln alleine nach Hause. Mama schielte da voll auf die Schuhe und fragte, ob ich wieder im Hochwasser spazieren war. "Nicht wirklich!" legte ich los und erzählte die ganze Geschichte. Sie lachte und sagte, dass ich den Herrn erst wieder besuchen sollte, wenn das Wasser komplett weg ist. Sie fand es allerdings nicht so gut, dass ich ihm neues Brot und Taschentücher gekauft hab, weil jetzt könnte er immer wieder ankommen und was wollen. Er tat mir aber leid mit dem nassen Brot, so konnte er doch nichts essen davon, Menno!

Zurück zur Hauptseite