Scheiß Regen

(12.02.2024)
Musste heute mit Rollstuhl in die Schule, weil mein Knöchel so richtig dick geworden ist und ich kaum noch mit dem Fuß auftreten konnte.  Hoffe, dass ich bis Samstag wieder einigermaßen fit bin, weil dann soll meine (Laura, noch 14) Poolparty stattfinden. Auf dem Hinweg hatte mich Eslem (14) abgeholt und mich zur Schule geschoben. In den Pausen bin ich aber auf Gehstützen raus, weil jedes mal mit dem Rolli die Stufen runter und wieder rauf ist blöd.

Nach der Schule fing es an zu regnen und niemand wollte mich nach Hause schieben, nicht einmal Melo oder Nanni wollten es. Essi musste mit zu einer Tante. Weil es stärker regnete, blieb ich im trockenen und wartete. Während ich mit Jan ein wenig schrieb, rannte Lou (18) an mir vorbei und ich stoppte sie. "Lou, warte mal!" rief ich und sie so: "Keine Zeit jetzt!" Ich fragte sie höflich, ob sie mich nach Hause schiebt und bot ihr an, dass sie dann auch zu meiner Party kommen kann. Sie: "Nee lass mal, willst doch eh nichts von mir!" Ich: "Ähm ja doch, dass du mich nach Hause bringst!" Sie: "Siehste, und mehr halt nicht, bin weg!" Sie ging auch weg und ich überlegte, ob irgendwas zwischen ihr und meinem Schatzi Jan (17) ist. Sie kam ja Samstag von ihm aus der Einliegerwohnung und er hatte auch nichts richtiges gesagt. Will jetzt hier niemanden Hoffnung machen, aber wenn die beiden wirklich was haben, dann versuche ich es mit Frederik (15)! Der Typ ist ja in meiner Band und geht öfters mal mit guten Sachen baden und schwimmen. Eingeladen hab ich ihn jedenfalls und er will auch da sein.

Naja, nachdem sie also nicht wollte und ich auch nicht mehr in der Schule dumm rumsitzen wollte, fuhr ich einfach los. Der Regen machte meine Jeanshose gut nass und mein gelber Friesennerz verfing sich immer im Reifen. Meine Finger wurden auch langsam kalt, weil ich keine Handschuhe dabei hatte und den nassen und dreckigen Reifen anfassen musste. Schön war das auf keinen Fall. Wirklich vorwärts kam ich auch nicht, weil ich Bergauf musste. Irgendwann dachte ich mir, dass ich mich am Rolli festhalte und ihn selber schiebe. Ich stieg also aus, nachdem ich die Bremsen angezogen hatte und ging hinter den Rolli. Mein Rucksack hing hinten dran und ich beugte mich vor, um die Bremsen zu lösen. Ist aber auch ein Scheiß-Rolli. Mein alter, wo ich mit der Prothese noch nicht so klar kam! Die Bremsen waren gelöst und ich wollte mich wieder gerade hinstellen. Scheiße war, ich rutschte weg und legte mich auf den Po. Natürlich in eine kleine Pfütze rein, aber zum Glück hatte ich ja den längeren Friesennerz an und setzte mich da drauf. Tat etwas weh, aber nicht so heftig wie mein Knöchel. Ich hätte in die Luft gehen können als ich wieder aufstehen wollte. Der blöde Rollstuhl wollte auch nicht stehen bleiben und rutschte mir immer wieder entgegen.

Ich fluchte schon fast und hatte auch keine Lust mehr auf dieses Scheiß Ding (Rollstuhl). Da lachte jemand hinter mir und fragte, was ich da eigentlich mache. "Lukas! Du kommst ja wie gerufen!" strahlte ich, weil es war mein Bruder. Er hielt gleich den Rolli fest und gab mir seine Hand. "Hach, du bist ein Schatz!" strahlte ich weiter. Irgendwie schaffte ich es dann in den Rollstuhl zu kommen und er schob mich nach Hause. Bei ihm fiel Unterricht aus und war deswegen schon da gewesen. Zuhause angekommen, weil ich den Rollstuhl nicht draußen stehen lassen wollte, rollte er mich am Pool vorbei. Ich grinste ihn an und er so: "Schon klar!" Er hielt an, setzte sein Rucksack ab und sprang mit Jeanshose, Pullover, Turnschuhe und dicker Steppjacke ins Wasser. "Hey, will mit rein!" rief ich noch, aber da tauchte er schon ab. Kurz darauf schwamm er zu mir an den Rand und stützte seine Arme ab. Da musste ich ihn ja mit großen Augen und rausgestreckter Zunge ansehen! "Wollst mit rein?" fragte er mich und ich so: "Ja bitte!" Er: "Dann komm, oder willst mit Rolli rein?" "Helf mir mal bitte!" kam da von mir und er kam raus. Wieder oder noch immer, sah ich ihn mit großen Augen an, wie er mit Tropfnasser Steppjacke vor mir stand und mir beide Hände entgegen streckte. So holte er mich aus dem Rolli und stützte mich bis zum Rand vom Pool. "Und jetzt?" fragte ich, nur auf meinem Prothesenbein stehend. Da schuppste er mich und ich flog ins Wasser, mit Jeanshose, Pullover, Stiefel und dem Friesennerz.

Kurz schwamm ich auf einer Stelle und er sprang wieder mit rein. Zusammen schwammen wir zur anderen Seite und zurück. Da legten wir unsere Arme raus und guckten uns strahlend an. "Du bist echt der Hammer Lukas!" grinste ich und er so: "Warum?" "Du weißt warum!" grinste ich nur und streichelte seine Jacke. Es gefällt mir immer wieder, wenn er mit Steppjacke ins Wasser springt, vor allem wenn die ein hohen Kragen hat. Er grinste breit und zeigte seine Zahnspange dabei. "Ach Scheiße, komm her du!" sagte ich und knutschte ihn ab. Wir küssten uns dann sehr zärtlich mit Zunge und streichelten uns dabei. Es kam mir so vor, als ob ich mit ihm zusammen wäre. Einfach nur herrlich. Küssen dürfen wir uns ja als Geschwister, solange nicht mehr daraus wird. Wir schwammen dann weiter, immer schön langsam am Rand entlang und unterhielten uns. Als wir dann erneut am Rand standen und uns zärtlich küssten, kam Mama vorbei und fragte uns, warum wir denn schon da wären - Ob Schule ausgefallen ist. "Nö!" sagten wir beide und er so: "Naja doch, also die letzte Stunde ist ausgefallen!" Mama: "Ah ja, fresst euch nicht auf!" und ging. Wir beide strahlten ihr hinterher und küssten uns weiter. Kurz darauf kam Mama zurück und fragte uns, ob wir noch irgendwas brauchen, weil sie einkaufen fährt. Wir überlegten kurz, sagten es ihr und knutschten uns weiter.

Weil er dann mit seiner dicken Steppjacke, die sich schön aufblies, abtauchen wollte, tauchte ich mit ab und wir schwammen unter Wasser aufeinander zu. Dann weiß ich nur noch, wie er versuchte mich rauszuziehen. Ich sah ihn sehr verschwommen und fragte mich kurz, was er da macht. Am Rand liegend, beugte er sich über mich, fummelte an meiner Jacke rum, schimpfte irgendwas und drückte mir dann Luft in den Hals. "Hä?" dachte ich nur und dann drückte er auf meinem Bauch rum, bis ich Wasser spuckte und mich zur Seite drehte. Ich spuckte nicht wenig und hustete. "Oh man, mach das bloß nicht nochmal, ich Liebe dich doch!" sagte er halb heulend und ich setzte mich aufrecht hin und holte Luft. "Boah, was war das denn?" fragte ich. Er erzählte mir dann, dass ich ihn unter Wasser ansah und plötzlich meine Augen wegrollten. Danach soll ich Ohnmächtig oder so geworden sein und er dachte, ich sterbe. "Das darf ich nicht, Wiebke brauch mich noch!" soll ich da gesagt haben und er so: "Ich dich auch!"

Nach einigen Minuten half er mir hoch und wir zogen uns langsam im Waschraum um und gingen nach oben in mein Zimmer. Meine Babysitterin lag mit Wiebke auf dem Boden am pennen und wir grinsten. Wir sahen den beiden kurz zu und dann erschreckte sie sich und stand auf. Leider zu schnell, weil sie sackte gleich wieder zusammen und hockte sich hin. "Hui, Kreislauf!" sagte sie und dann wurde auch Wiebke (10,5 Monate) wach und strahlte uns an. Etwa eine Stunde später, brachte mich Lukas zum Arzt. Da alles in Ordnung war, konnte ich auch wieder nach Hause und musste nicht ins Krankenhaus.

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