Nass auf der Osterwiese

(04.04.2024)
Und wieder wusste der Regen nicht, was er machen soll. Wir sind ja meistens mehrfach auf der Osterwiese und so auch dieses Jahr. Mit Vanessa (16), Sophie (13), Eslem (15), ein paar anderen und mir (Laura, 15) und Jan (17) ging es im Regen zur Osterwiese. Ein paar Mädels wollten unbedingt in die Schaukel, um ein Überschlag zu schaffen. Schafften sie natürlich nicht, aber war ja klar. Sophie, Vanessa, Eslem und ich, sind sofort zum Break Dancer, wohin auch sonst, grins.

Ins Riesenrad wollten wir erst, wenn es wieder trocken ist und so sind wir von einer Schießbude zur nächsten und dann sahen wir im Riesenrad ein frisches Ehepaar. Naja, es sah jedenfalls danach aus. Sie trug ein Blumenstrauß und ein dicken Bauch und er war in Anzug. Vor dem Riesenrad fuhr eine kleine Kutsche vorbei, mit einem Pferd als Einhorn verkleidet, lach. Im Wagen saß ein Mädchen und freute sich mächtig, obwohl es auch mächtig geregnet hatte. Die Mutter lief mit einem Jungen nebenher und sah nicht so fröhlich aus. Der Regen prasselte so schön auf sein Schulranzen, wie auch auf dem von dem Mädchen, das hinterher lief. Hätte ich gerne gehört, aber mein McNeill hatte ich leider nicht auf.

Geisterbahnen waren natürlich auch wieder ein muss. Im Wagen vor uns fuhren zwei Kinder, so ungefähr acht oder neun, die waren vielleicht am schreien. Die dachten wohl, dass, wenn sie im hellen fahren, die Geisterbahn nicht so gruselig ist. Dem war aber nicht so, sie war richtig gut abgedunkelt, wie Jan es sagte. Wir hatten auf alle Fälle unseren Spaß. Genauso wie beim Dosen werfen und so, da räumten wir wieder gut ab. Naja, Teddys waren es leider nicht immer, meist nur unnützer Kram wie Kugelschreiber, Malblöcke oder irgendwelche Spiele die niemand will.

Als es wieder Anfing mit dem Regen, suchten wir eine Fressbude auf und setzten uns. Aleyna (15) kam da auch plötzlich zu uns, mit einer Freundin von sich. Wir freuten uns trotzdem und luden sie mit ein. Am Nebentisch saßen vier oder fünf Bayern, die sich in ihrem Dialekt immer unterhielten. Vielleicht können sie auch gar nicht richtiges Deutsch, keine Ahnung. Da sie immer so laut sprachen, waren wir voll genervt. Nanni fing dann an mit mir Plattdeutsch zu reden und wir wurden immer lauter. Irgendwann meinte ein Bayer: "Könnt ihr auch Deutsch?" Eslem: "Können Sie ja auch nicht!" und lachte sich halb kaputt. "Ja grüß Gott, was sans denn dis?" oder sowas ähnliches meinte der eine und Essi so: "Nee, so hoch will ich nicht wohnen, grüßen sie ihn mal selber!" Wir anderen, besonders Sophie, fanden es lustig und unterhielten uns weiter auf Plattdeutsch. Etwas später meinte die Bayerin: "Jetzt ist aber gut hier, redet vernünftig!" Nanni, auf Platt: "Sie sind hier im Norden, da wird so geredet!" Sie: "Was?" Sophie: "Nicht Wasser, Regen macht uns nass!" Essi: "Genau!" und lachte. Danach war etwas Ruhe.

Nachdem wir unsere bestellten Pizzas auf hatten, sind wir weiter. Es regnete noch immer leicht, aber Lukas (13) und Frederik (15) wollten in ein Kinderkarrussel. Aleyna und ihre Freundin guckten den beiden zu und wir anderen sind weiter, weil das mussten wir uns nicht wirklich mit ansehen. Auf dem Weg zur nächsten Geisterbahn, kamen wir wieder an dieser Schaukel vorbei. Diesmal saß eine Frau mit ihren Kind drin und neben dem Fahrgeschäft stand ein einsamer Kinderwagen und ein leerer Rollstuhl. Meinen hatte ich ja auch mit und stellte ihn kurz daneben. Da traute ich mein Augen nicht. In dem Kinderwagen lag ein Baby und weinte. Als ich mit dem Kind sprach, winkte die Frau aus der Schaukel und rief: "Die kennt das schon, alles gut!" Ich war völlig baff und nahm die kleine raus und schaukelte sie ein wenig. Schnell wurde sie ruhig und ich schüttelte immer den Kopf. Die Frau winkte weiter und ich wartete bis sie fertig ist mit schaukeln. Ich fand es ein Unding und sagte es ihr auch ständig, aber sie wollte lieber schaukeln. Ich unterhielt mich noch mit der Frau, als sie fertig war, aber sie nahm nur ihr Kind, legte es in den Wagen und ging lachend davon. "Die hat sie doch wohl nicht alle!" sagte ich zu den anderen und zeigte ihr ein Vogel.

Bei der zweiten Geisterbahn angekommen, wo erst die anderen rein wollten, kam eine Polizistin auf mich zu und fragte, ob alles in Ordnung ist. Ich guckte sie leicht irritiert an und fragte: "Wieso?" Sie hat das mit der Frau gesehen und wollte wissen, ob ich sie kenne und warum ich auf das Kind denn aufgepasst hab und so. Sie löcherte mich halb und ich gab immer kurze knappe Antworten. Am Ende meinte sie, dass manche Leute einfach unverbesserlich wären und ich mir über sowas kein Kopf machen soll. Sie ging dann auch zu ihrem Kollegen, der an der Geisterbahn wartete. Jan fragte mich, was die suchen, aber das wusste ich nicht. Auch Sophie und Essi fragten, was die Polizei da zu suchen hat. Mir war es irgendwie egal und wollte endlich mit der Geisterbahn fahren. Essi wollte wieder mit und freute sich, dass sie doch noch ihren gelben Friesennerz zuhause angezogen hatte, weil es wieder Anfing zu regnen. Ich hatte meinen ja schon an, weil ich es wusste. Bevor wir einsteigen konnten, rannte plötzlich eine verkleidete Frau aus der Geisterbahn und erschreckte uns alle. Selbst die Polizistin erschrak sich und hob ihre Hände hoch. Ihr Kollege lachte heftig und dann fiel auch noch ein kleines Skelett von oben runter. Das war zum Glück nur aus Styropor und konnte so kein Schaden anrichten, dass sah man auch schon beim Flug. Endlich war mal wieder richtig was los auf dem Rummel. Grins.

Nach der Fahrt hörte es auf zu regnen und wir konnten zum Riesenrad. Davon wurden wir aber wieder abgehalten, weil mehrere komisch gekleidete Männer mit komischen Fahrrädern dort rumkutschierten. Kurz im Internet nachgesehen, erfuhren wir, dass es die Steampunk Parade (Fotos unten) ist. Wir stellten uns erst daneben und liefen dann immer hinterher, weil wir es so lustig fanden. Danach ging es dann aber doch noch zum Riesenrad, wo wieder diese Polizisten standen und nahmen jemanden unauffällig festnahmen. Naja mehr oder weniger unauffällig. Man sah schon die Handschellen, aber der Mann wehrte sich nicht und kam mit einem grinsen mit. Essi meinte da noch, dass das Riesenrad jetzt wieder sicher ist, weil er weg ist und wollte endlich rein. Normalerweise fährt mein Schatzi Jan nicht mit, aber diesmal wollte er mit. Unsere Lüdde weinte als ich mit ihr einstieg und streckte immer ihre Hände nach ihm aus. Da fasste er sich ans Herz und sagte: "Naja, will ja kein Schisser sein!" und stieg mit ein. Sie wollte da sofort auf sein Schoß und strahlte wieder. Jan gab echt sein bestes, er schwitzte zwar, aber im Regen der wieder aufkam, sah man es nicht so Doll. Mit Kapuze auf, guckten wir über den ganzen Platz und Wiebke (1) klatschte immer und freute sich. Nach ein paar Runden stiegen wir wieder aus und Jan so: "Wie jetzt, das war es schon?" Ich strahlte ihn an und fragte, ob er keine Höhenangst mehr hat. Jan: "Hatte ich denn welche?" Ich: "Du bist so tapfer!" Er wurde leicht rot und sagte: "Hör auf!" Grinsend gingen wir weiter und kamen wieder zum Break Dancer. Da wollte er aber diesmal nicht mit rein und blieb mit der Lüdden draußen. Das freute Aleyna, weil so konnte sie ihren Rollstuhl stehen lassen, ohne Angst zu haben. Während Freddie und Lukas sich bei der Fahrt unterhielten, schrien Essi und ich um die Wette, weil die Fahrt diesmal noch wilder war als sonst, aber Geil.

Der Regen machte uns irgendwie alle ganz verrückt. Mal ist er da und mal nicht. Mal stark und mal schwach. Nach weiteren Fahrgeschäften, wo meist nur ich mit mein Mädels drin war, sind wir in ein Festzelt gegangen, wo Livemusik war. Mit unserer Lüdden wechselten wir uns immer ab. Mal passte die eine und mal der andere auf sie auf. Sie soll manchmal mit ihrer Rassel im Takt gespielt haben. Habe ich leider nie gesehen. Ganz zum Schluss hatte Essi keine Lust mehr und passte auf sie auf. Aleyna tanzte wild mit ihrem Rollstuhl auf der Tanzfläche und sah wie ausgewechselt aus. Die Polizisten waren auch wieder mit anwesend. Das fand ich schon langsam gruselig, weil ich Verfolgungsangst hatte. Überall wo ich bin, waren auch die. Als dann auch Lou (18) zu Jan an den Tresen ging, um Bier zu trinken, hatte ich irgendwie keine Lust mehr und wollte weg. Konnte ja leider auch nicht so wirklich wegen der Lüdden.

Ohne Jan und Lou, sind wir anderen wieder nach Hause, wo Nanni noch mit zu mir kam und der Rest sich irgendwo in Bremen verteilte. Halb nass vom Regen standen wir beide in meinem Zimmer und lachten. Kein Plan warum wir es taten, aber wir taten es. Wiebke lachte auch schön mit und weinte dann plötzlich. Sie musste gewickelt werden und ich freute mich, dass ich mein Friesennerz noch anhatte dabei. Sie pinkelte im hohen Bogen und klatschte lachend in die Hände. Die ist so süß meine kleine Maus, oh weia.

Da Jan mich später noch anrief und mir sagte, dass er zu sich nach Hause fährt, grinste Nanni voll breit und wollte mit mir kuscheln. Durfte sie auch, aber erst nach dem Abendessen mit den anderen.

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