In einer dreckigen Wanne

(01.05.2024)
Gestern am späteren Nachmittag sind Mamas mit Sophie (13), Tim (9), Natascha und Corinna (5) und Tatjana (6) in den Harz zur Walpurgisnacht gefahren. Die kleine Jana darf ja leider nicht mehr bei uns sein, aber Mamas Freundin war erleichtert als sie die Lüdde mitnahmen. Lukas (13) und ich (Laura, 15) wollten nicht mit und mein Schatzi Jan (17) war noch bei seinem Vater, von dem er heute nach Hannover fahren wollte zum Käfer-Treffen.

Am Vormittag heute, rief ich meine Mädels an und fragte, ob wir was machen wollen. Eslem (15) und Vanessa (16) sagten zu, der Rest hatte was anderes vor. Wir wollten uns später dann in unserer Zentrale treffen und so brachte ich noch schnell meine Lüdde Wiebke (1) zu Oma. Sie freute sich mächtig die kleine zu sehen und spielte auch gleich mit ihr. Später kamen auch noch ihre kleinen dazu und ich verschwand wieder nach Hause in den Garten. Ich stellte mein Fahrrad, ohne Anhänger, ab und rannte zur Zentrale.

Doch bevor ich in den Wohnwagen gehen konnte, hörte ich Jan irgendwo. Sein Käfer stand auch wieder in seinem Carport und ich guckte mich um. Dann sah ich ihn winken und ging hin. Er saß mit Anzug in einer dreckigen Badewanne und Papa saß mit Arbeitskleidung (T-Shirt und Latzhose) vor ihm, ebenfalls in der Wanne. Ich guckte beide irritiert an, lachte und fragte was sie da tun. Nanni und Essi hörten mich im Wohnwagen und riefen mich. "Kommt mal schnell her hier und guckt Euch das mal an!" rief ich zurück und sie kamen raus. Als die beiden die Männer in dem dreckigen Wasser sitzen sahen, lachten sie und dann kam auch unsere neue Freundin Hayley (19) aus dem Wohnwagen her. Sie hielt gleich die Hände über den Kopf und sagte: "Ach du meine Güte, wie das passiert?" Wir lachten und ich begrüßte sie sehr herzlich, weil sie eigentlich mit ihrer Familie verreisen wollte.

Papa und Jan erzählten uns nur kurz warum sie da drin saßen und dann kam Lukas zu uns gestoßen und fragte, was wir heute noch machen. Papa wollte Jan wohl nur kurz unseren neuen Jetski zeigen und setzte sich dabei auf den Rand der Wanne. Irgendwann ist er beim quatschen mit Jan reingerutscht und blieb gleich drin. So nass hat er später noch mit Jan den Jetski in den Carport gebracht, damit er nicht rostet oder so. Weil Papa ja schon nass war, setzte er sich zur Abkühlung mit einem Bier wieder in die Wanne und Jan setzte sich einfach zu ihm. Jan geht einfach zu  gern mit Anzug baden, ist halt so. Naja, Lukas trug ein Poloshirt und den Lila oder Weinroten Rock von Chantal und ich fragte, warum. Da meinte er, dass er den Rock von ihr geschenkt bekommen hat und es Sommer ist. Dachte eigentlich, dass er keine mehr tragen wollte, aber gut. Mich macht es irgendwie ja auch an und freute mich.

Als wir Lukas sagten, dass wir ein Lagerfeuer machen und ein wenig Grillen wollen, fragte er ob er mitmachen darf. "Klar!" sagten wir alle. Papa und Jan gefiel es aber nicht wirklich und verschwanden ins Haus. Mit Lukas Hilfe war das Feuer schnell an und wir grillten Würstchen und Gemüse. Auf einem kleinen Grill, neben dem Feuer, legte Nanni noch ein paar Schnitzel und Gemüse. Eslem musste in der Zeit wieder Blödsinn machen und sich mit Jeanshose, Shirt und Schuhen, in die dreckige Wanne legen. Sie kann es einfach nicht lassen. Wir anderen wollten es aber nicht nachmachen und blieben trocken. Hayley und Lukas spielten auf Gitarren ein paar Songs und wir anderen Quatschten.

Weil Nanni und Lukas Bock auf Karten spielen hatten, was die Mädels vorher schon in der Zentrale taten, gingen wir drei rein und die beiden anderen blieben am Feuer. Ähm, ja, wir spielten Karten und irgendwann knutschte ich mit Lukas wild rum und Nanni war genervt. Was zieht er auch wieder Röcke an man? Sie verschwand zu den anderen und ich knutschte mich weiter. Irgendwann gingen wir auch wieder zu den anderen, steckten ein paar Würstchen ins langsam ausgehende Feuer und rauchten. Dann rief mich Papa plötzlich an und ich guckte komisch in die Runde. "Hä, wieso ruft der mich an, kann doch herkommen?!" knurrte ich und ging ran. Da erzählte er mir, dass die anderen wieder da sind und beim Carport eine Überraschung für uns hat. Wollte natürlich wissen welche es ist, aber da meinte er nur dass er wieder nach Hause fährt und uns viel Spaß wünscht.  "Der ist ja komisch!" sagte ich zu den anderen und löschte das Feuer.

Zusammen marschierten wir an unserer Zentrale vorbei zum Carport und guckten uns um. "Geil, was das denn?" lachte ich und wollte es kaum glauben. Da stand in der Ecke, wo sonst nur Müll (Holz, Fässer und anderes) rumliegt, ein großes Zelt und davor ein Lagerfeuer mit großem Kessel. Essi lachte sich kaputt und meinte: "Cool, ein Hexenkessel!" Nanni fand auch gleich ein Besen, den sie ihr abnahm und sich zwischen die Beine klemmte. Da Hayley gehen wollte, verabschiedeten wir uns von ihr und machten es uns am Kessel bequem. In dem großen Kessel war eine Brühe aus vielen Kräutern und Sternchennudeln, Möhren, Kartoffelstücken und anderes Gemüse. Lukas und ich nahmen uns die Gitarre zur Hand und spielten ein paar Horrorlieder. Eslem, die schon die ganze Zeit eine komische Kette im Haar hatte, ritt mit dem Besen durch die Gegend und Nanni garte sich eine Bockwurst in der Brühe. Die Brühe schmeckte uns wirklich gut und haben sie auch fast leer gefuttert.

Wir sangen, erzählten uns Geschichten, rauchten, aßen und tranken und irgendwann hatten wir alle keine Lust mehr und verschwanden im Zelt. Lukas wollte leider nicht mit rein und ging in sein Zimmer. Essi wies mich immer wieder darauf hin, dass Lukas mein Bruder ist und Nanni immer: "Die Lieben sich trotzdem heiß und innig!" Sie war noch immer vom rumknutschen im Wohnwagen mit ihm genervt. Wir hörten erst Musik und schoben dann ein spannendes Hörspiel in den CD-Player. Als es nach über einer Stunde zuende war, konnten wir noch immer nicht pennen und kramten unsere Kniffel-Blöcke raus. Nach ein paar Runden konnte sich niemand mehr so richtig konzentrieren und legte sich hin, Essi jetzt mit wieder trockenen Sachen. Die beiden wussten dann nicht, wer neben mir liegen soll und wühlten voll rum. "Könnt ihr Euch mal einig werden? Liebe Euch beide!" sagte ich irgendwann etwas genervt und dann blieb Nanni neben mir liegen und Essi quetschte sich an die Zeltwand und drehte sich weg. "Musst ja nicht, kannst auch zwischen uns!" lachte ich und Essi so: "Schon okay so, will nicht vernascht werden!" Nanni und ich lachten und pennten kurz danach ein. Naja, die beiden pennten ein und ich lag wach rum.

Weil ich nicht pennen konnte, nahm ich mir mein Laptop zur Hand und schrieb schon mal ein Teil dieses Erlebnisses mit auf. Nach einiger Zeit erschrak ich mich, weil ich draußen was hörte. Ich horchte auf und dann hörte ich wieder etwas. "Was war das?" flüsterte ich und krabbelte raus. "Ui!" flüsterte ich wieder, weil es etwas kühl geworden war und mir ein kleiner Schauer über den Rücken kam. Schnell nahm ich Nannis weiße Joggingjacke und zog sie mir über. Mit einer Taschenlampe machte ich mich auf die Suche nach dem Geräusch. Weil ich dachte, dass es vielleicht unsere Gitarren sind die ich vor Jans Auto stellte, guckte ich dort nach. Da war aber nichts und dann hörte ich was von oben und leuchtete schnell rauf. Auf dem Baum neben dem Carport saß eine unserer Katzen und guckte mich erschrocken an, weil sie geblendet wurde von meiner Taschenlampe. "Na komm!" sagte ich und hielt die Arme auf. Sie sprang wirklich runter und in meine Arme. Kurz knuddelte ich sie und dann wollte sie runter.

Auf dem Weg zum Zelt kam es dann über mich. Kann es ja einfach nicht lassen. Ich lief zur Badewanne und stieg einfach rein. War jetzt vielleicht nicht so eine gute Idee es mit meiner Beinprothese zu machen, aber im Nachhinein auch wieder schön. Das Wasser schoss in die Prothese und kitzelte mein Stumpf, der mir weh tat. Hatte auch wieder Phantomschmerzen gehabt, naja. Der Boden der Wanne war mit einer schlammigen Masse bedeckt und im Wasser schwammen Blätter, kleine Äste und einige Insekten rum. Keine Ahnung wie es die beiden und Essi da drin so lange aushielten, ich musste jedenfalls schnell wieder raus. Auf dem erneuten Weg zum Zelt, kam mir die Katze hinterher und kroch immer zwischen meine Beine hindurch.

Am Zelt angekommen, leuchtete ich alles ab und schüttelte den Kopf. Überall lagen leere Flaschen, Saftpackungen und anderer Müll rum. Da haben wir noch ordentlich was zu tun, dachte ich da noch. Auch die Gießkanne und der Eimer, womit wir das Feuer löschten, lagen da rum. Meine Zigaretten lagen auch noch auf dem einem Baumstumpf. "Hm!" machte ich und setzte mich. Beim rauchen lachte ich kurz, weil mir Papa und Jan wieder einfielen. Sah einfach zum schießen aus. Nach der Zigarette legte ich die Jacke wieder ab und krabbelte zwischen die Mädels. Nanni freute es und so krabbelte ich dann auch unter ihre Decke zum kuscheln. "Alles wieder gut?" fragte ich sie und sie küsste mich. Strahlend umarmte ich sie und wir knutschten uns bis zum einpennen weiter. Zwischendurch kicherten wir immer, weil die Katze unsere Finger leckte.

Leider wurden wir wieder früh geweckt, weil es zur Schule ging. Auch wenn wir uns in der Nacht eingepinkelt hatten, wegen der Brühe oder Eintopf oder Suppe oder was auch immer, wuschen wir uns nur kurz am Waschbecken unten am Pool, zogen uns frische Sachen an, schoben uns ein fertiges von Mama gemachtes Brötchen in den Mund und fuhren mit unseren Rollern zur Schule. In der Schule schmierten Essi und ich uns wieder mit Mückencreme ein, weil uns so viele gestochen hatten in der Wanne und sie noch immer juckten.

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