Polarlichter
(12.10.2024)
Meine Schwester Sophie (14), meine Freundin Eslem (15) und
ich (Laura, 15), wollten uns die Polarlichter ansehen, die es geben
sollte. Mama schickte uns vorher aber noch zum Einkaufen. Das war
eigentlich auch unser Glück, denn dabei merkten wir, wie kalt es
eigentlich draußen ist. Auf meiner Anzeige stand elf Grad Celsius, aber
es waren weit weniger. Wir kauften schnell ein und eilten wieder nach
Hause. Etwa eine Stunde später gingen wir drei mit unseren Daunenjacken, Schal, Mütze und Handschuhe raus und gingen ein wenig spazieren. Sophie hatte natürlich ihre ganze Fotoausrüstung dabei und wollte unbedingt zu den Metalhenge. "Bis biejekt, ist doch viel zu weit jetzt!", kam von Essi und guckte Sophie mit großen Augen an. Sophie knurrte rum und ging beleidigt weiter. Irgendwann meinte sie dann, dass sie ins Feld will. "Schon besser, aber da ist es mir zu kalt!", sagte Essi und Sophie so: "Dann geh ich halt alleine dahin!" Ich: "Musst du nicht, ich komme mit!" Essi tratschte hinter uns her und wir gingen immer weiter in die Felder. Wir waren schon fast am nächsten Dorf angekommen, da sahen wir endlich Lichter am Himmel. Essi: "Wie jetzt, mehr ist das nicht?" Es war wirklich nicht viel zu sehen, aber man konnte im leichten Nebel was erkennen. Sophie stellte sofort ihren Rucksack ab und holte ihre dicke Kamera raus. Schnell noch irgendwas vorne dran und ab in den Himmel gehalten. "Boah ist das Geil!", strahlte sie und filmte den ganzen Himmel ab. "Siehst überhaupt was im Nebel?", fragte Essi und Sophie so: "Halt die Klappe, das hört man alles!" Essi: "Wie, der Himmel spricht mit dir?" Sophie: "Menno, halt die Klappe jetzt!" Innerlich laut lachend drehte sich Essi weg und hockte sich kurz dabei hin. Ihre geile schwarze Daunenjacke glänzte im Mondlicht und ich stellte sie mir damit unter der Dusche vor. Oh Hilfe, war das ein Gedanke, schnell weg damit. Während Sophie noch weiter filmte und Essi mit mir in den Himmel blickend hinterher lief, sahen wir nicht wirklich wo wir lang liefen. Eine nach der anderen stolperte mehr oder weniger in den Graben und Ruckzuck lief das kalte Wasser in unsere Stiefel. Wir schrien, fluchten und krabbelten schnell wieder raus. Besonders Sophie mit ihrer teuren Kamera fluchte. Lachend standen wir kurz darauf wieder auf dem Weg und Sophie so: "Menno, Scheiße man, dahinten ist doch die Bank, oder nicht?" Essi: "Was willst denn jetzt mit Geld?" Sophie: "Neue Stiefel kaufen, Menno, in den Himmel gucken, im sitzen!" Ich: "Leg dich doch auf die Wiese!" - "Mach ich auch gleich!" - "Wird Mama aber nicht freuen!" - "Mir doch egal!" Sie hatte ihre nagelneue dicke bunte Daunenjacke an, die nicht gerade billig war. Mama bat sie mehrfach darum, damit ordentlich umzugehen und sie schon gar nicht zum duschen oder so anzuziehen. Und wo wir raus sind hat sie noch gesagt, dass Sophie die nicht dreckig machen soll. Zum Glück sind wir dann aber doch zur Bank hin und sie legte sich drauf. Essi und ich rauchten eine und Sophie so: "Menno, raucht woanders hin, seh nichts!" Da nahm Essi ein richtig großen Zug von ihrer Zigarette und qualmte alles vor Sophies Kamera aus. Sie meckerte gleich drauf los und spuckte Essi an. Essi spuckte zurück. "Jetzt mal gut hier, oder wollt ihr Euch prügeln?", fragte ich und schielte weg. Ohne was zu sagen, drehten sich beide von einander weg und es herrschte wieder Frieden. "Mir ist kalt im rechten Stiefel!", lachte ich und bewegte meine Beinprothese. Sophie: "Da ist mir auch kalt drin!" und packte ihre Kamera zusammen. Essi guckte uns nur komisch an und sagte nichts. Als wir dann halb wieder zuhause waren, guckte uns Essi noch komischer an und fragte: "Eure Prothesenfüße frieren?" Sophie und ich lachten und Sophie dann so: "Blitzmerker, besser spät als nie, oder wie?" Essi lachte: "Ihr seid doch doof man!" Mit großen Schritten, weil uns allen in unseren Stiefel kalt war und die Füße auch schon weh taten, eilten wir nach Hause. Zuhause angekommen, rannte Sophie gleich nach oben in ihr Zimmer. Sie wollte ihre Videoschnipsel angucken und Bilder von machen. Als ich sie später fragte, ob ich welche für dies Erlebnis bekomme, meinte sie: "Mach doch selber welche!" Sehr nett meine Schwester, oder?!? Essi hingegen rannte gleich die Stufen ins Wasser und schwamm. Mit großen Augen sah ich ihr zu und bekam starke Gefühle, weil ihre dicke schwarze Daunenjacke mit Fellkragen, sich aufblähte und ihre schwarzen Lederstiefel beim schwimmen immer aus dem Wasser ragten. Ich stand da und wusste nichts zu sagen. Sie schwamm umher und kam dann an den Rand zu mir. "Was guckst so komisch, ist was?", fragte sie mich und ich so: "Komm raus da, sonst vergesse ich mich!" - "Wieso, was denn, ich schwimm doch nur!" - "Aber mit dicker Jacke und Stiefel!" - "Na und, so warst du doch auch schon schwimmen!" Ohne weiter was zu sagen, hüpfte ich zu ihr und umarmte sie kräftig. Sie: "Was denn jetzt los?" - "Will dich fressen!" - "HILFE!" schrie sie da plötzlich und riss sich von mir los. So schnell sie konnte rannte sie in den Waschraum und zog sich die Jacke aus. Etwas später kam sie mit einem Jogginganzug wieder raus und setzte sich in die Sitzecke. Ich schwamm noch weiter und stützte dann meine Arme am Rand ab. Sie: "Sieht schon geil aus, so dicke Jacken im Pool!" - "Mein Reden!" Stille. "Sag mal, willst nicht mal rauskommen?" - "Nö, pinkel grad!" - "Iih du Sau!" - "Hä?" Danach schwamm ich weiter und versuchte abzutauchen. Meine Jacke wollte es aber nicht und holte mich immer wieder rauf. "Ach Schitte! Gib mir mal deine!", grinste ich und sie so: "Hättest wohl gern, komm raus da jetzt, sonst vergesse ich mich!" - "Oh ja, komm wieder rein!" - "HILFE, wo bin ich hier, Nanni, wo bist du?" Lachend stieg ich raus und zog mir im Wäscheraum auch ein Jogginganzug an. "Ich geh jetzt aber nicht Joggen mit dir!", kam da von ihr und ich so: "Nö, aber ins Bett!" Sie: "Jeder in seins!" Ich: "Ja, und ich in deins!" - "Willst du das ich hier übernachte oder nicht?" - "Will kuscheln!" - "Frag Lukas!" - "Der hat seine Juliane bei sich!" - "Frag Sophie!" - "Mach ich später, auch wegen Fotos!" - "Ist ja gut, ich komm mit zu dir, aber nichts anderes, kein Küssen oder so, nur kuscheln!" So machten wir es dann auch und Ruhe war. Woanders konnte sie auch nicht hin, es sei denn sie pennt im Gästezimmer. |