Kleines Bad im See für Hannah (15.12.2020)
Gestern war ich wieder Aufpasser für Hannah, fast 9, die Tochter meiner Nachbarin Sandra (26). Ich machte mit ihr einen Spaziergang, obwohl es leicht regnete. Ich liebe ja solches Wetter. Ich war in Stiefeln, Jeans und meinem schwarzen Winter-Steppparka unterwegs, Hannah in ihrem roten, zweiteiligen Schneeanzug und Winterstiefeln und mit ihrem Rucksack auf dem Rücken. Wir liefen um einen großen Teich herum und hatten Hannahs Lieblingsthema drauf: in Klamotten baden. Sie fragte mich dazu aus, auch ob ich es im Sommer draußen tun würde. An dem Teich, eigentlich ein kleiner Stausee,  gingen wir zu auf dem Holzsteg, den sich ein paar Angler gebaut hatten und an dem die Absperrkette offen war. Hannah rannte darauf hin und her, total übermütig und schlidderte immer auf dem nassen, glatten Holz entlang wie auf einer Rutschbahn. Alle Rufe von mir, langsam und vorsichtig zu sein und das schliddern zu lassen und von dem Steg runterzukommen, ignorierte sie.

Und dann passierte es: sie schlidderte über das Ende des Steges weg und platschte ins Wasser. Sie schaffte es nicht, in dem dicken Schneeanzug Schwimmbewegungen zu machen und schrie wie am Spieß. Ob sie Grund hatte, konnte ich nicht erkennen. Ich rannte über den Steg und hechtete wie ich war kopfüber in das eiskalte Wasser, ließ nur schnell meine Handtasche fallen. Das Wasser ging mir bis zur Brust und ich griff Hannah und schob sie ein Stück Richtung Ufer, wo sie stehen konnte. Scheiße war das kalt. Dazu saß mir der Schreck in den Knochen. Wir gingen an Land und am Ufer sank ich tief geschockt, zitternd und frierend auf die Knie, mitten in den Uferschlamm. Hannahs Schreck war verflogen und sie wälzte sich übermütig im Matsch und rief immer wieder: "Lisa hat mich gerettet". Ich war sauer und genervt und fror und packte die völlig verschlammte Hannah am Arm und zerrte sie Richtung unserer Wohnungen. Sie meckerte die ganze Zeit vor sich hin, das ich sie nicht so ziehen soll, aber das war mir scheißegal in dem Moment. Daheim bei mir setzte ich Hannah in die leere Wanne und drehte ihr das Wasser an und stellte mich wie ich war unter die warme Dusche.

Als Sandra später heimkam und Hannah abholen wollte, schimpfte Hannah, dass ich sie am Arm gezogen hätte. Und ich erzählte das Hannah vom Steg gefallen war. Sandra war total sauer, das ich Hannah erlaubt hätte auf dem Steg zu spielen und das ich grob zu ihr gewesen wäre. Es gab Streit. Jetzt ist erstmal Funkstille. Keine Ahnung wer jetzt auf Hannah aufpasst, wenn Sandra arbeitet oder ihre Mum im Krankenhaus besucht und Hannah daheim im Homeschooling ist. Sie ist ja alt genug, auch mal alleine zu bleiben. Und wenn nicht -  ist mir auch egal. :-(

  

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