Eisbaden

(04./05.01.2025)
In der Online-Ausgabe einer unserer Lokalzeitungen fand ich einen Artikel über eine kleine Gruppe wackerer Eisbader. Auf dem Foto auch eine Zehnjährige, die sich in Neoprenanzug in die Fluten stürzte. Als ich dann beim Essen davon erzählte stand schnell fest, was wir am Nachmittag tun würden: Hannah in alter Jeans, ihrem Lieblingshoodie, Stiefeln und älterer warmer Winterjacke (ihren empfindlichen neuen Mantel braucht sie ja ab Montag für die Schule), Hannahs Dauergast Luna (13) in den ehemals weißen Sachen, die sie beim Bauern anhatte (Pullover, weiße Jeans, Mantel, Stiefel, Schal, Mütze, alles mit einem ordentlichen Braunschimmer) ich in Leggins, Jeans, Hoodie und Wintermantel sowie Stiefeln und Thomas in kurzer Hose und T-Shirt fuhren wir zum kleinen See, den wir im Sommer öfter besuchen. Natürlich war weit und breit niemand, es regnete mehr als das es schneite und war nasskalt. Entsprechend waren wir bei unserer Ankunft am See auch schon halb nass.

Nun standen wir da so am Ufer, eine kleine Eisschicht lag auf dem See, der sehr gut mit Wasser gefüllt ist zurzeit. Hannah warf einen Stein, der auf dem Eis schlidderte. Dann rannte Thomas wie er war ins Wasser und schmiss sich der länge Nach rein, tauchte auch gleich. "Fuck, fuck Fuck" entfuhr es Lena und sie hielt die Hände vor dem Mund zusammen mit ihren bräunlichen Handschuhen. Dann lief Hannah los, soweit die Stiefel reichten zügig, beim nächsten Schritt versank sie bis zu den Knien, blieb kurz stehen. Dann bis zum Schritt, wobei ihre Jacke schon in den Tümpel eintauchte. "Scheiße ist das kalt" schrie sie und warf sich der länge nach ins Wasser, schwamm zu Thomas, der sie stolz hochhob als sie ankam und dann langsam wieder ins Wasser eintauchen ließ. Sah toll aus wie da beim Hochheben so eine Sturzflut aus ihrer Jacke über die Jeans lief. "Komm rein Luna" rief Hannah ihre Freundin, die ja sonst gern mal die große Klappe hatte. Zögerlich stieg sie zwei Schritte ins Wasser, schon als es in ihre Stiefel schwappte, schrie sie wie am Spieß. Dann war sie bis zu den Knien drin, wobei ihr Mantel auf dem Wasser aufstubste, dann der Schritt bis zur Taille, bis zum Bauchnabel. Sie hielt die Luft an und lief weiter bis sie bis zum Hals bei Thomas im Wasser stand. Zum Schwimmen wurde ihr Mantel zu schwer. Hannah drehte schwimmend um die beiden ihre Runden. 

Jetzt war ich dran. Ich schloss die Augen und machte es wie mein Mann, rannte los. Im Wasser sprang ich ihn an, schlang meine Beine um seine Hüften und küsste ihn wobei wir beide nach hinten umfielen und untergingen. Eine beißende Kälte war das auf dem Kopf. Alle die mit ihren Sachen schwimmen konnten, taten das auch, dann gingen wir raus und hüllten uns in Decken, rannten so zum Auto, wo wir die nassen Sachen bis auf die Unterwäsche auszogen, und fuhren nach Hause.

In Unterwäsche sind wir dann noch in den Pool, der, obwohl ungeheizt, uns buddelwarm vorkam. Ich stieg dann mal raus und holte uns heißen Kaffee für uns und Kakao für die Mädchen. Die Heizung des Pools tat das Ihre und wir verbrachten noch einige Stunden im angenehm warmen Wasser. Weil die Haare nass und kalt waren, zogen alle bis auf Thomas noch trockene Mützen auf.

In nasser Unterwäsche setzten wir uns dann drin vor den Kamin zum Pizzaessen. Dann machten die Mädchen ihr Ding und Thomas und ich unseres (öhm...) und am Tag drauf fiel Lunas Eltern endlich mal ein, dass sie ja noch eine Tochter hier abgeladen hatten. Ihre weißen Markenklamotten in einem großen Müllsack, stieg sie in ihren Freizeitklamotten zu ihrer Mum ins Auto. Immerhin: Zum Abschied umarmte sie mich. Ich glaube, auch Luna erkennt langsam, dass Luxus nicht Aufmerksamkeit und familiären Zusammenhalt ersetzen kann. 

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