Zelten im Wald 07.2001

(oder Wiedersehen mit Maik und meine Brille)

Dieses Erlebnis weiß ich von meiner Mutter.

Dieses Jahr sind wir nicht in die Berge, sondern nur in einem Wald Zelten gewesen. Naja ein paar Berge waren schon da, aber nicht so hoch. Es waren eher mehr Felder und Wiesen dort. Wir sind auch nicht immer an einem Fleck geblieben sondern durch die Gegend gefahren. Über die Dörfer, wie Mama sagte. An einem Wald mussten wir auch das Auto stehen lassen und einige Zeit durch die Wiesen und Wälder laufen. Matthias (Mamas Freund) wollte es so. Am Ziel angekommen, standen dort einige Zelte und wir stellten unseres dazu. Ich (7) legte mich auf eine Decke vors Zelt und malte. Mama ist mit Sarah (fast 3) und Matthias zu den anderen gegangen und hat sich mit denen unterhalten. Zwischendurch kam Mama immer wieder zu mir und sagte das ich meine Brille aufsetzen soll.  Musste seit ein paar Monaten eine tragen, wollte es aber nie. Nach dem vierten oder fünften Besuch von ihr habe ich sie dann wiederwillig aufgesetzt und habe ein Comicbuch gelesen.

Am nächsten Morgen sind wir mit ein paar anderen vom Zeltplatz auf Wanderschaft gegangen um die Natur zu genießen. Irgendwann nervte Mama wieder mit der blöden Brille. Hatte ich aber am Zelt gelassen. Ein Junge, der auch eine Brille trug, redete mit mir und meinte immer das es wichtig sei eine zu tragen. Wollte ich aber trotzdem nicht. Am Nachmittag, zurück am Zeltplatz, saßen wir alle auf Decken und Picknickten. Der Junge setzte sich neben mir und wollte das ich meine Brille aufsetze. Ich sah ihn entgeistert an und ging weg. Mama lachte darüber und fand es süß. Der Junge hinter mir her und meinte wohl: "Komm, deine kleine Schwester trägt auch eine." "Die ist ja auch noch klein, die weiß nichts!", soll ich da gesagt haben. Ich wusste nicht mal seinen Namen, was redet der auf mich ein. So soll ich wohl ausgesehen haben, meinte meine Mutter. Am nächsten Tag hab ich meine Brille aufgesetzt und bin zu dem Jungen hin, um ihn zu fragen wie er denn heißt. Als er dann "Maik" sagte, guckte ich ihn genauer an und dann klingelte es bei mir.

Es war Maik (8), mit ihm war ich vor ein paar Jahren im Kindergarten und sehr gut befreundet. Wir waren auch Nachbarn. Ich hab ihn echt nicht erkannt, weil seine Haare auch anders waren. Er ist mit seiner Familie von Bremen nach Hannover gezogen. Später wollte ich es Mama sagen, aber sie wusste es schon die ganze Zeit. Es war so geplant gewesen das wir uns da treffen. Seine Eltern kamen mir gleich so bekannt vor, als ich sie sah. Mama schaute mich da die ganze Zeit so an, und meinte irgendwann das ich irgendwie anders aussehe. Sehr witzig, ich habe meine Brille auf. Sie lachte und drückte mich. Und dann lief ich mit Maik in die Felder und spielte dort mit ihm. Ich hatte ein rosa Trainingsanzug ( Hose, T-Shirt und Jacke) an und er eine Stoffhose und ein Hemd mit kurzen Ärmeln. Nach ein paar Stunden suchten unsere Eltern uns und fanden uns schlafend im Feld. Wir hatten beide ein Sonnenbrand, passiert ist aber nichts weiter. Am nächsten Tag sind wir mit seiner Familie in eine andere Gegend gefahren, wo auch Berge waren.

Wieder stellten wir das Auto auf einem Parkplatz ab und liefen durch den Wald einen Berg hinauf. Ich hatte wieder mein rosa Trainingsanzug an und Maik seine Stoffhose und eine Stoffjacke mit Werder Motiv. Ich freute mich darüber, weil ich ja Werder-Fan war und bin. Nach ein paar Stunden laufen, machten wir eine Rast und aßen etwas. Ich, Maik, seine kleine Schwester und Sarah spielten im Wald kriegen. Dann sind wir weiter gegangen bis zu einer Lichtung. Dort haben wir unsere Zelte aufgestellt. Ich durfte mit Maik in einem Zelt sein, da er sein eigenes hatte. Am nächsten Tag legten wir uns auf eine Decke und hörten TKKG auf seinen Walkman. Er grinste mich immer so an und ich wollte wissen warum. "Deine Brille" sagte er nur. Ich ging ins Zelt und setzte sie auf. Dann spielten wir wieder kriegen. Die Erwachsenen hatten ein kleinen Grill aufgestellt und grillten Fleisch und Würstchen. Es gab auch Salat dazu. Mama freute sich, das ich die ganze Zeit meine Brille aufhatte. Die hab ich von da an auch regelmäßig aufgehabt.

In der Nacht kam ein großes Gewitter auf und es stürmte auch kräftig. Maiks Vater kam dann zu uns rüber und meinte das wir aufbrechen. Ab zu den Autos. Maik und ich zogen unsere Sachen an und zogen noch unsere Friesennerze drüber und setzten unsere Brillen auf. Wir steckten ein paar Sachen in unsere Rucksäcke und gingen zu den anderen. Erst saßen wir alle bei seinen Eltern im Zelt. Aber da das Gewitter nicht aufhören wollte und das Zelt innen nass wurde, sind wir raus in den Regen. Matthias trug Sarah auf dem Arm, Maiks Mutter seine kleine Schwester. Wir rannten mit Taschenlampen durch den Wald Richtung Auto, es war dunkel und wir sahen kaum was. Dann versperrte uns ein Baum den Weg. Nach links war Wald, ziemlich verwildert und der große Baum im Weg. Nach rechts sahen wir die Wurzeln vom umgestürzten Baum und Wasser. Maiks Vater ging mit einer Taschenlampe nach rechts und meinte das wir da nicht durchkommen. Wir müssten zurück. Maik ging an ihm vorbei und hielt sich an den Wurzeln vom Baum fest und ging langsam ins Wasser. Sein Vater rief noch das er es lassen soll, aber er ging weiter. Sein Vater hinterher und dann ich und die anderen. Es regnete wie aus Eimern und dann stand Maik bis fast zum Hals im Wasser und ich hinterher, mit meinem Rucksack. Er hatte seinen ja auch auf und unsere Eltern auch. Am Ende standen wir alle im Wasser und lachten. Die beiden kleinen weinten. Wir waren aber schnell wieder draußen und liefen quer durch den Wald. Wir haben uns verlaufen und standen vor einer uralten Holzhütte in der wir dann Zuflucht suchten.

Wir kuschelten uns alle aneinander und erzählten uns kurze Geschichten. Mama meinte dann noch das es die Hütte von den Bremer Stadtmusikanten sei. Und dann schliefen wir alle ein, mit unseren nassen Klamotten und Brille auf. Nach ein paar Stunden wachten wir wieder auf und die Sonne lachte durchs Fenster. Ich ging vor die Tür und lachte laut. Die anderen wollten wissen was los ist und kamen auch raus. Ich zeigte mit dem Arm in eine Richtung und dann lachten alle. Unweit von der Hütte lag unser Zeltplatz. Sarahs Kinderwagen lag umgedreht auf einem Zelt, Maik und mein Zelt hing an einem Baum. Das dritte Zelt von seinen Eltern stand noch. Wir hätten also ruhig drinbleiben können. Aber nö, wir mussten ja Stunden durch den zum Glück warmen Regen latschen und uns im Wald verlaufen.

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