Kleine Schlammmonster

 (30.03.2023)
Heute gab es mal wieder viel im Garten zu tun. Die Kinder haben zwar so einiges gemacht, aber eben nicht alles und schon gar nicht so wirklich in unseren, also meinen und Claudias Garten. Naja, es musste Unkraut gezupft werden und einiges an Blumen geschnitten werden.

Meine Zwillinge Natascha und Corinna (4) wollten mir unbedingt dabei helfen und gossen fleißig die neugepflanzten Bäume und Büsche. Auch einiges an Gemüse musste gegossen werden. Während die beiden am gießen waren, kam Jule (17) zu mir und wollte reden. Wir setzten uns bei einem Kaffee in die Sitzecke vor dem Wintergarten, um die kleinen im Blick zu haben. Sie wollte über dieses und jenes reden und über ihre Wohnung, die sie bald beziehen will. Hätte ich vorher gewusst was nur knapp eine Woche später ist, hätte ich ihr besser Helfen können. Nun ist es zu spät. Wir lachten und freuten uns mit den Zwillingen, die sich wieder mal so richtig nass und dreckig machten.

Irgendwann bekam Jule eine Nachricht von einem Freund und sie verschwand. Natascha hatte sich in der Zwischenzeit eine riesen Pfütze im Blumenbeet gemacht, mit dem Wasserschlauch versteht sich natürlich, und hatte sich lang reingelegt. Corinna war dabei sie mit alten Blättern zu belegen. Schön war der Anblick nicht gerade, aber die beiden hatten ihre Freude daran. Als den beiden kälter wurde, liefen sie um die Wette durch den ganzen Garten, bis sie schwitzten.

Im Blickwinkel sah ich Jule ein letztes mal, wie sie mit ihrem Freund unser Grundstück verließ. Sie winkte mir noch ohne was zu sagen zu und weg war sie. Das ganze Wochenende war sie nicht zu sehen gewesen und wir dachten, dass sie beim Freund ist oder wieder irgendwo in der Stadt rumgammelt. Niemand machte sich Gedanken über sie, bis der Freund am Dienstag vor dem Tor stand. Er fragte, ob wir sie gesehen hätten, aber niemand wusste etwas. Ich sagte ihm noch, dass er mal im Gästehaus nachsehen soll und er tat es. Nur zwei Minuten später oder so, kam er halb schreiend und zitternd zurück. "Sie ist weg, die blöde, was macht sie denn?" weinte er halb. Wusste erst nicht so richtig was er meinte und beruhigte ihn etwas. Dann erzählte er mir, dass sie sich das Leben genommen hat und auf dem Sofa liegt. Da ich nicht genau wusste, wie lange sie da schon lag, wollte ich sie nicht mehr sehen und glaubte ihm. Ich rief die Polizei und den Rettungswagen, aber alle konnten nur noch ihren Tod feststellen. Sie hat wohl schon mehrere Tage dort gelegen, Scheiße auch man. Im Leichenwagen hab ich dann doch noch mal ein letzten Blick auf sie geworfen und mich von ihr verabschiedet. Sie hatte nichts hinterlassen, kein Zettel, kein Brief, nur Leere! Das tat richtig weh.

Etwa eine halbe Stunde später stand ich mit den verdreckten Zwillingen, die sich wieder mal im Garten einsauten, im Bad und zog ihnen die Schuhe aus. Sie hatten beide normale Turnschuhe an statt Gummistiefel, wie vorher abgemacht. "Dürfen wir so baden Mama?" fragte mich eine von beiden und ich so: "Ähm ja, klar!" Sie stiegen dann auch völlig fröhlich in die Wanne und machten sich gegenseitig mit der Dusche nass. Erst die Hose, dann die Jacke und zum Schluss hielten sie die Dusche unter die Jacke und machten den Pullover nass. Ich saß auf dem Stuhl neben der Wanne und guckte ins leere. Erst als Corinna mir die Dusche ins Gesicht hielt, kam ich wieder zu mir. Tascha heulte und fragte ob ich noch da bin oder Jule folgen will. "Quatsch, nein, sowas mach ich nicht!" sagte ich und nahm sie in den Arm. "Kommt sie wirklich nie wieder?" fragte mich Coco. Ich brach in Tränen aus und dann heulten wir zu dritt. Etwas später kam Claudia, die von der Arbeit kam, rein und fragte was los ist. Unter Tränen erzählte ich ihr alles und sie hockte sich hin. "Ach du Scheiße, nee!" kam ganz leise von ihr. Etwas später sagte sie: "Friss du erstmal was, ich mach das hier schon!" Da wäre mir fast die Hand ausgerutscht, aber dann wusste ich was sie meinte und ging raus.

Während sie die beiden auszog und wusch, verschwand ich nach oben ins Bett und verprügelte den Teddy, den Jule mir letztes Jahr geschenkt hatte. Ich meckerte auf ihn ein und versuchte mich langsam zu beruhigen. Ich habe diese Frau (naja eher Jugendliche) geliebt und es tat mir sehr weh was sie getan hat. Kurz vergrub ich mich ins Kissen und schrie so laut ich konnte, aber nichts half, sie blieb weg und bleibt es für immer. Sorry, wenn ich das hier so mit aufschreibe, aber so kann ich es besser verarbeiten. Den Rest des Tages war ich nicht wirklich zu gebrauchen und blieb auf dem Bett liegen. Als ich mir kurz in der Küche was zu trinken machen wollte, kam meine Tochter Laura (14) rein, die vor kurzen ihr erstes Kind bekommen hat und die Nacht bei ihrem Verlobten verbrachte. "Mama, stimmt das?" fragte sie mich mit Tränen. Ich nickte nur mit dem Kopf und nahm sie in den Arm. Sie erzählte mir dann kurz, was sie bei Jan erlebt hatte und ich setzte mich. Nach ein paar Minuten der Stille, setzte sie mir ihre kleine auf den Schoß und ich meckerte sie an, das die Lüdde meine Jule auch nicht zurück bringt. Paar Sekunden später meckerte ich, dass mich alle in Ruhe lassen sollen. Laura fing an zu weinen und sagte mir, das sie da auch nichts für kann und sie genauso vermisst wie ich. Mit dicken Tränen umarmte ich sie und dann fragte sie mich, ob wir an den See fahren könnten, um Abwechslung zu haben an Ostern. Olaf und Claudia, die im Wohnzimmer saßen, waren der selben Meinung und so hielt ich es dann auch für eine gute Idee.

Tja, und so kam es dann, dass wir alle zum See gefahren sind an Ostern. Lauras Verlobter Jan (16), von dem sie ja das Kind (Wiebke) hat, wollte auch mit, aber mit seiner Maschine hinter uns her fahren. Wir rannten alle wild durchs Haus und suchten unsere Sachen zusammen, die wir mitnehmen wollten. Tim: "Was machen wir denn jetzt mit den Katzen Mama?" Lukas: "Zu Oma!" Tim: "Die will die doch gar nicht!" Sophie: "Mitnehmen!" Laura: "Wann wird Jule denn, ähm, öhm, naja!?" Ich: "Keine Ahnung, kann ich nicht mit!" Tim: "Und die Katzen?" Mir brummte voll der Kopf und schimpfte wieder kurz. "Setz dich Mama, wir machen das hier schon!" kam von Laura, die ihre Lüdde auf dem Arm hatte, die schrie. Was dann weiter passierte weiß ich nicht so genau, irgendwie pennte ich wohl ein und wurde durch ein leises schnurren einer Katze, auf dem Sofa, geweckt.

 

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