Spaziergang im Hochwasser

 (28.12.2023)
Nachdem ja an unserer Hütte am See nichts ging, machten wir uns wieder auf den Heimweg. Unterwegs dachte ich an Laura (14), die ja alleine wegen ihrer kranken Wiebke (9 Monate) zuhause blieb. Weil sie in letzter Zeit auch immer so komisch war, dachte ich, dass wir noch nicht wieder nach Hause können und sie besser mal alleine lassen sollten. Kurzerhand fragte ich die Kinder, ob sie noch in den Harz wollen. Da sie es wollten, zum Schlitten fahren, bog ich zur Autobahn ab und fuhr hin. Selbst wenn wir dort kein Hotel oder so bekommen würden, wir waren ja mit dem Camper unterwegs.

Es wurde schon dunkel und die Kinder wurden auch immer leiser hinten. Durch ein paar Staus und Hochwasser gesperrten Straßen, wurde die Fahrt doch etwas länger als gedacht. Irgendwann kamen wir wirklich nicht weiter und ich hatte auch keine Lust mehr, nach anderen Wegen zu suchen. Mein Navi ging mir auch langsam auf die Nerven, obwohl ich ihn leise und zwischendurch auf andere Stimmen eingestellt hatte. Auf einem Parkplatz, der fast schon überfüllt war, fand ich noch eine Lücke und stellte den Camper ab. Die Kinder pennten still vor sich hin. Claudia und ich suchten die Gaststätte auf und tranken ein Bier. In einer anderen Ecke saßen drei Mädels und ein Mann, die etwas dreckig aussahen. Da meinte Claudia, dass sie bestimmt durchs Hochwasser gekommen sind und sich eine Stärkung genehmigen. "Mag sein!" sagte ich da nur, weil ich keine Lust mehr auf irgendwas hatte.

Wir aßen auch schnell unseren Imbiss auf und gingen wieder zum Camper, der schön im dunkeln stand. "Da leuchtet doch was!" bemerkte Claudia, aber ich sah nichts. "Da, schon wieder!" meinte sie ein paar Sekunden später. "Hm!" machte ich und hielt den Finger an Mund. Leise schlichen wir uns ran und dann sahen wir Tim (9) am rauchen. "Was machst du da?" fragte ich ihn und leuchtete ihn mit meinem Handy an. "Nichts!" antwortete er voll erschrocken und hampelte rum. "Rauch weiter!" grinste ich ihn an und er tat es auch. Kurz darauf kamen auch Lukas und Sophie (beide 13) um die Ecke und qualmten mit. Ich kann den dreien das einfach nicht verbieten, dann würden sie es heimlich weiter tun, was unschöner wäre.

Als die Zwillinge Natascha und Corinna (5) aus dem Camper kamen, fragten wir sie, ob sie ausgeschlafen haben und Hunger haben. Was für eine Frage, natürlich hatten sie das, also gingen wir wieder in die Gaststätte und stärkten uns. Da Claudia und ich ja schon hatten, nahmen wir nur ein Salat. Die Kinder hauten ordentlich rein und tanzten nach draußen zum Camper. "So, und was machen wir nun?" fragte Claudia. Lukas und Tim: "Glotzen?!" "Dann lass mal die Antenne raus!" sagte ich. Lukas: "Ist ja niemand da dem ich die zeigen kann!" Claudia pustete laut los und bekam sich vor lachen nicht mehr wieder ein. Ich lachte auch kurz und fragte ihn, wo er das versaute her hat. Außer dass er da richtig rot wurde, kam nichts weiter von ihm. Sophie verstand sofort was ich meinte und öffnete die Luke für die Satelittenschüssel.

Es dauerte nicht lange und der Himmel war so verhangen, dass wir kein Bild mehr hatten bzw. nur gestückelt gucken konnten. "Hochwasser im Nachthimmel?" sagte Sophie irgendwann, weil das Bild klar und etwas sternig war. Ich: "Könnten wir uns auch ansehen!" Tim: "Und wo läuft das?" Ich: "Draußen!" Alle: "Hä?" Ich bat die Kinder ihre Jacken anzuziehen und mit rauszukommen. "Gehen wir jetzt ins Hochwasser?" fragte Tim. "Wenn du Lust hast!" antwortete ich und er dann so: "Hab aber mein Schulranzen nicht mit!" Claudia und Sophie: "Wir gehen doch nicht zur Schule jetzt!" Da streckte er nur seine Zunge raus und ich grinste ihn an. Kurz guckte er mich fragend an und rannte dann nach hinten in die Garage. Freudestrahlend kam er mit seinem Schulranzen (T102) zurück. Wusste ja dass er oder jemand anderes gern mit Schulranzen ins Wasser geht. Die anderen wollten aber nicht.

Mit dicken Jacken und Stiefeln an, marschierten wir los und gingen eine gesperrte Straße rauf. Weil dort kein Licht war und auch niemand mehr im dunkeln rumlief, ließ ich Sophie, Lukas und Tim rauchen. Sah bei Tim schon etwas komisch aus, so mit seinem Schulranzen auf. Hatte ich lange nicht gesehen. Schon bald hatten wir das Wasser erreicht und gingen einfach weiter rein. Als das Wasser in meine und Claudias Stiefel liefen, öffneten wir weit unsere Augen. Auch Lukas blieb irgendwo stehen und meinte, dass ihm kalt wird. Die Zwillinge, Tim und Sophie gingen aber weiter rein. "Oh Scheiße!" sagte ich leise und ging weiter. Wollte die kleinen auch nicht aus den Augen lassen. Die Zwillinge hüpften nur so rum und Tim stand schon bis zum Bauch mit seiner neuen Steppjacke und dem Ranzen im Wasser. Sophie rannte zurück und hampelte rum. Tim fragte uns noch, ob er schwimmen darf und ich so: "Mach doch!" und zitterte voll. Er schwamm dann auch und drehte sich ein paar mal im Wasser rum. Auf dem Rückweg zu uns, blieb er plötzlich stehen und setzte sich ins, für ihn, Hüfttiefe Wasser. "Wie weit ist mein Ranzen im Wasser Mama?" fragte er uns. Mir war es eigentlich völlig egal, weil ich nur zurück zum Camper wollte. Sophie ging da zu ihm hin und setzte sich neben ihn ins Wasser. "Und, wie weit ist der drin?" fragte er sie strahlend und drehte sein Ranzen zu ihr hin. "Bist zum Verschluss!" lachte sie und klopfte drauf rum. Das gefiel ihm aber nicht und legte sich lang hin. Sein Schulranzen fing an zu blubbern und er lachte. "Kommt raus da, ihr erfriert mir hier noch!" sagte ich. Als beide aufstanden, hatten sie mächtig Probleme ihren Jacken und dicken Pullover zu tragen. Die Pullover hingen aus der Jacke unten raus und bei Sophie sah es aus, als ob sie ein Rettungsring hat. Das ganze Wasser sammelte sich in ihrer Daunenjacke und bildete ein Ring um ihren Bauch. Sie hob ihn immer an und lachte. Tim stolperte mehr oder weniger raus und kam zitternd zu uns. Lukas: "Nee, das ist mir definitiv zu kalt da drin.

Die Zwillinge, Lukas und Claudia rannten auch schnell zum Camper zurück und Sophie und Tim spazierten mit mir langsam hinterher. Sein Ranzen tropften und plätscherten den Weg voll und ich grinste nur. Wenn es trocken gewesen wäre, es regnete, hätten die beiden den Weg markiert. Endlich am Camper angekommen, kamen die Zwillinge völlig durchnässt mit ihren dicken Jacken aus der Dusche und ich guckte sie erschrocken an. "Hättet doch mit schwimmen können!" sagte ich. Wollten die beiden aber nicht. Tim und Sophie stellten sich dann schnell unter die warme Dusche und wuschen sich gegenseitig die Jacken und Hosen sauber. Ich zog mich schnell um und machte das Abendessen fertig. Völlig durchnässt kamen die beiden aus der Dusche und wollten sich so an den Tisch setzen. "Aber marsch umziehen!" knurrte ich da, weil im Camper ist nichts mit nassen Klamotten irgendwo hinsetzen. Jedenfalls nicht mit so vielen Klamotten. Sie zogen sich auch sehr schnell um und setzten sich. Nach dem Essen hatte niemand mehr auf irgendwas Lust und legte sich pennen.

 

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