Am Fluss über die Mauer

(Herbst 2015)
Dies Erlebnis kenn ich von meiner Adoptivmutter und von ein paar alten Fotos.

Wir waren irgendwo in den Bergen und sind gewandert. Mir machte es auch immer Spaß und wollte meist mit Adoptivvater voraus laufen. Aber irgendwann wurde ich (Laura, 6) langsamer und konnte nicht mehr.

Als ich neben ein Fluss eine Mauer sah, wollte ich unbedingt hin und sie mir ansehen. Mein Vater erzählte uns, das es mal eine Brücke gewesen ist und sie im ersten Weltkrieg zerstört wurde. Es soll wohl ein versehen gewesen sein. Wäre auch zu komisch gewesen sie mutwillig zu zerstören, weil man konnte locker durch den Fluss auf die andere Seite.

Ich ging also hin und sah sie mir genauer an. Mama machte Fotos von und suchte sich was zu Essen. Und wie ich halt damals war, musste ich auf die Mauer und versuchen auf die andere Seite zu kommen. Es klappte auch gleich und ich freute mich riesig darüber. Doch auf dem Rückweg klappte es nicht so ganz. Weil ein Stück der Mauer abbrach als ich drauf lang ging, rutschte ich leicht und krabbelte auf allen vieren weiter. Und weil die Mauer sehr viel Moos drauf hatte, rutschte ich mit der Hand weg und plumpste in den Fluss. Tat ganz schön weh beim aufkommen, weil der Fluss viele dicke Steine am Boden hatte und ich genau drauffiel.

Da lag ich nun mit Pullover, Jeanshose, Turnschuhe und meinem rosa Friesennerz im Wasser und heulte halb. Papa war gleich wieder am meckern und kam zu mir. Er griff mich und zog mich raus. Ich heulte und Mama meckerte mit Papa. Tropfnass stand ich da und wusste nicht was ich machen sollte. "Lauf dich warm du Nichtsnutz!" schimpfte mein Vater und ich tat es auch. Ich lief wie eine Irre hin und her und wedelte mit den Armen.

Es sollte ja eigentlich noch weiter rauf gehen, aber dummerweise mussten wir ja nun wieder runter zum Auto. Papa meckerte immer wieder und Mama beruhigte ihn. Langsam wurde mir kalt, aber wir mussten noch ein paar Kilometer laufen. Ich versuchte Räder zu schlagen, damit mir warm wird und versuchte es immer wieder. Außer das meine Hände dreckig und blutig wurden, passierte meist nichts. Ich rannte dann einfach drauf los. Erst nach vorne und dann wieder zurück. "So langsam gehst du mir auf die Nerven!" meckerte Papa und wollte das ich aufhöre damit. Mama meinte da immer, das er mich laufen lassen soll, weil mir kalt ist in den nassen Klamotten. "Was schwimmt die denn da auch mit, die Bekloppte!" schimpfte er und ich war wieder kurz vor dem heulen.

Als wir endlich am Auto ankamen, holte Mama mir eine Decke aus dem Kofferraum und legte sie um mich. "Ab ins Auto mit dir!" schimpfte Papa. Diesmal setzte sich Mama mit zu mir nach hinten und Papa fuhr los zum Motel. Kaum waren wir drin, da saß Papa wieder an der Theke und trank Bier oder anderen Alkohol. Wirklich was gehabt von ihm hab ich eigentlich nie. Mama ging mit mir ins Zimmer und zog mich schnell um. Danach sind wir beide noch zu einem Museum, wo aber nichts nasses mehr passiert ist.

 

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