Regenspaziergang im Wald

(15.12.2020)
Völlig bekloppt war es heute in der Schule zu sein, weil gemacht wurde nämlich nichts! Wir konnten auch schon nach der fünften Stunde nach Hause. Ab morgen wird es Zuhause Unterricht geben. Ja, ich weiß das es für viele Homeschooling heißt, aber nicht für mich, weil ich bin in Deutschland und da spricht und schreibt man Deutsch!!! Denglisch ist keine Sprache, sondern eine Krankheit! "Denglisch!" "Gesundheit!" Hihi!

Nach dem Essen, was Mama und Jule gemacht hatten, sind wir in unsere Zimmer und haben nichts gemacht. Nur dumm da gesessen und den Regen zugesehen und gehört. War grad im Gedanken bei meinem Jan, als es an meiner Tür klopfte. Voll erschrocken hab ich: "Ja!" gesagt und Jule (15) kam rein. "Hast du Bock auf eine kleine Radtour im Regen?" "Besser als hier rumzusitzen!" sagte ich darauf. Sie klopfte danach auch bei Lukas (10) und Tim (6) an und fragte den beiden das selbe. Es wollte aber nur Lukas mit.

Wir zogen uns über den Jeanshosen unsere Regenhosen an, unsere Regenjacken über unsere Steppjacken und Gummistiefel an. So gingen Lukas und ich etwas später nach unten, wo Sophie (10) und Jule schon mit ihren Regenklamotten und Schulranzen auf, warteten. "Och nö, ihr wollt doch jetzt nicht noch mal in die Schule!" knurrte ich. Die beiden lachten und meinten: "Nö, die tragen wir nur so!" "Aber wir müssen das jetzt nicht auch noch machen, oder?" fragte Lukas. Zum Glück brauchten wir das nicht und sind raus zu den Fahrrädern.

Mit Helm, Knie und Ellenbogenschützern sind wir vier dann los. Erst an Feldern vorbei, die kein Ende zu nehmen schienen und durch kleine Dörfer. Also ehrlich jetzt, ich fahre lieber so weit durch die Stadt als auf dem Land. Es kam mir ewig vor, vor allem im Regen. Nach etwa 9,5 km kamen wir an einem Wald an und stellten unsere Räder dort irgendwo ab. Jule wollte unbedingt mit uns spazieren gehen, statt zu fahren.

Zusammen marschierten wir dann in den Wald und guckten uns alles an, was es da so gab. Jeder der schon mal im Wald war, weiß es, oder muss ich hier alles aufzählen? Nö, lieber nicht. Viele Bäume, viel Laub, Getier und Vögel. Es hörte kurz auf zu Regnen und wir setzten uns auf eine nasse Bank. Dort rauchten wir vier eine und gingen anschließend weiter. Der Regen fing wieder an heftiger zu werden, aber uns störte das nicht. Wir pfiffen und sangen fröhliche Lieder.

Sophie und Lukas liefen voraus und hielten Händchen. Weil die beiden auch so schön die Arme dabei schwingten, grinste mich Jule an und wollte es auch mit mir machen. "Warum nicht!" sagte ich und nahm ihre Hand und schwing mit ihr die Arme immer vor und zurück. Das machten wir aber nur ein paar mal und liefen dann weiter, aber immer noch Händchen haltend. Dann sah Lukas etwas am Wegesrand und hockte sich hin. Wir guckten uns alle dann das an was er da gefunden hatte.

Es war nur eine sehr dicke Schnecke in einem Häuschen, aber superschick. Sophie verlor dann das Gleichgewicht und wankte nach hinten in eine kleine Pfütze. Wir lachten und setzten uns dann alle in eine rein. Weil das so ein Spaß gemacht hatte, legten wir uns alle auf den Boden und wälzten uns im dicken und nassen Laub. Sophie machte dann noch ein Engel in einer größeren Pfütze und Jule machte gleich mit. Sah schon irre komisch aus, wie die beiden im Matsch lagen und Engel machten. Vor allem, weil die beiden auch ihre Schulranzen auf hatten dabei.

Dann schrie Sophie plötzlich und stand auf. "Meine Zigaretten!" schrie sie weiter und griff sich in die Jackentasche. "Puh, Glück gehabt!" seufzte sie danach, weil sie alle trocken geblieben sind. Und weil sie die schon mal in der Hand hatte, rauchten wir wieder eine und gingen weiter spazieren. Auf einer Bank machten wir dann eine kleine Rast und rauchten genüsslich unsere Zigaretten weiter. Sophie und Lukas mussten sich da auch noch unbedingt küssen und ich dachte sofort wieder an Jan.

Hand in Hand gingen wir vier dann weiter, also Sophie mit Lukas und ich mit Jule. Sie schaukelte kurz wieder die Arme und fragte dann so: "Magst mich ...?" und wackelte dann immer so mit dem Kopf. "Nicht schon wieder!" dachte ich nur. Ständig baggert sie mich an und will mich küssen. "Nee!" sagte ich Kopfschüttelnd und ließ sie los. "Schade!" kam von ihr. Sophie und Lukas rannten schon wieder voraus und waren zuerst an unseren Fahrrädern.

Fast zuhause angekommen, bog ich links ab und Jule kam mir nach. "Hey, wo willst du hin?" fragte sie. Ich: "Kurz zu einer Freundin!" "Darf ich mit?" "Von mir aus!" Sie kam dann auch mit und Sophie und Lukas fuhren nach Hause. Es regnete wieder stark, was uns aber nicht wirklich störte. Quatschnass kamen wir bei meiner Freundin Melody an. Ihre Mutter stand da gerade mit Einkaufstüten vor der Tür. "Hi!" sagte ich und stellte mein Fahrrad ab. "Na huch, Laura!" sagte sie. "Wollt zu Melody!" "Du, die ist gar nicht zuhause, die ist bei ihrer Oma!" "Ach so, ja Schade!" sagte ich und verschwand wieder mit Jule nach Hause.

Kaum war ich wieder in meinem Zimmer, da kamen Sophie und Lukas völlig aufgeregt rein und redeten wirres Zeug. Ich verstand mal wieder gar nichts und fragte nochmal nach. Wieder redeten beide zusammen irgendwas. "Halt! Stopp! Jetzt du Lukas!" sagte ich nach nur kurzer Zeit. Dann erzählten mir beide nacheinander, das im Garten ein großes Holzhaus steht und ich mir das mal ansehen soll. Ich schob da voll meine Oberlippe nach oben und fragte: "Hä?"

Sophie nahm mich an die Hand und wollte das ich mit runter komme. Ich ging dann auch mit ihr mit und Lukas hinter uns her. Im Garten, wo ja das riesen Paket stand, steht jetzt eine große Holzhütte mit einem Plastikdach. Aber ohne Fenster und mit einem dicken Schloss an der Tür. "Seit wann steht das denn da?" fragte ich neugierig. "Euer Spielhaus wird es jedenfalls nicht!" erschreckte uns Mama hinter uns. Wir zuckten voll zusammen und guckten sie an. "Was wird das?" "Lasst Euch überraschen!" "Seit wann steht das da? Und seit wann ist die Kiste weg?" fragten wir, aber Mama sagte nichts und wollte das wir wieder ins Haus kommen, weil wir auch keine Jacken an hatten und unsere Hausschuhe.

Also, das wird immer Rätselhafter da draußen. Kein Plan was das mal werden soll. In meinem Zimmer Rätselten wir, was es sein könnte. "Ein Haus ohne Fenster? Vielleicht eine Geisterbahn?" fragte Lukas. "Bei uns im Garten? Nee!" sagte Sophie darauf. Irgendwann legte ich ein Hörspiel in den Player und wir legten die Füße hoch und rauchten genüsslich eine dabei. Immer wieder dachten wir darüber nach, was es werden könnte da draußen und am Ende winkten wir einfach nur ab und sagten: "Wird bestimmt was schönes werden mal!"

Beim dritten Hörspiel und der dritten oder vierten Zigarette kam Mama rein. "Hat jemand ein Nebelscheinwerfer dabei? Qualmt doch hier nicht so viel!" Wir lachten, machten das Fenster auf und fragten was sie wollte. Sie hat uns dann gefragt ob Sophie bei einem von uns pennen kann, weil Claudia nicht ins kalte Gästehaus will. Wir fragten natürlich wieso und weshalb, aber Mama sagte nichts weiter dazu. Naja, Sophie wollte dann bei mir mit pennen und freute sich auch schon darauf. Lukas fand das nicht so super und ging bedröppelt in sein Zimmer.

Das Werder-Spiel gegen Dortmund, was Dortmund gewonnen hatte, hab ich überraschenderweise noch am Abend mit Papa zusammen angesehen. Danach hat er noch auf meinem Sofa übernachtet, was ich sehr schön fand. Beim Frühstück hieß es dann, das Sophie, Lukas und ich zu Oma sollen, weil im Garten was gebaut wird und wir nur stören würden. Wir sollten sehr viel Bastel-Sachen und so mitnehmen, damit wir Oma nicht stören. Auch einige Hörspiele nahmen wir noch mit, die wir uns mit Chantal (13) und Jacqueline (9) anhören wollen.

Dies und das letzte Erlebnis von mir habe ich Mama per Mail geschickt, damit sie es draufmachen kann. Bis wann wir bei Oma bleiben wissen wir noch nicht. Vielleicht nur bis Sonntag oder auch bis Heiligabend.

 

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