Einsam im See ein Buch gelesen
(10.08.2021)
Die letzte Nacht durfte ich ja einsam und
verlassen im Camper verbringen, und das nur, weil ich mit meinem Bruder
Lukas (11) ein wenig herumgeknutscht hatte. Mein Jan (14), der nicht beim
Abendessen erschien, war in unserem Zelt geblieben und hat sich mit
Melody (12) abgegeben. Heute sind sie alle wieder ins Moor gefahren und
ich durfte nicht mit. Ich sollte Nachdenken, was ich immer alles so
falsch mache. Nach dem Frühstück, wo alle noch da waren, habe ich mir von
Sophie (11) ein kleines Spiel ausgeliehen, das in ihrem Bibi und Tina
Heft war. Ein sehr blödes Spiel, bei dem man durch Drücken Ringe auf
zwei Kerzenhalter bringen muss, aber ich hatte einige Zeit damit zu tun. Zum Mittag hab ich mir nur ein paar Scheiben Brot gemacht und zwei kleine Puddings dazu gegessen. Mir wurde immer langweiliger und wusste nicht mehr was ich machen sollte. Im Camper mein Buch zu lesen wurde mir langsam zu blöd und auf dem Liegestuhl vor dem See zu liegen ebenfalls. Ich schob mir da eine CD in den Recorder und hörte laute Musik, aber auch das war mir einfach nur zu blöd. Als ich mich dann wieder aufs Bett legte, sah ich meine silbergraue Steppjacke und meine Lederstiefel in einer Ecke liegen. Kurz dachte ich nach und dann zog ich mich komplett um. Ich hatte ein Jogginganzug angehabt und zog ihn aus. Dann zog ich mir eine Strumpfhose an, meine dreiviertel Jeanshose, die Stiefel, ein warmen Pullover mit Rollkragen und die Steppjacke und setzte mir auch mein roten McNeill Schulranzen auf. Irgendwie Irre bei der wärme aber egal. Ich betrachtete mich so im Spiegel und dachte nur: "Wie blöd!" Die Strumpfhose schlotterte nur so an meiner Prothese, weil ich unten rum ja nur ein Gestell habe. Ich schüttelte nur den Kopf und ging nach draußen. Es regnete und ich ging wieder rein. Im kleinen Bad stellte ich mich unter die Dusche und rauchte eine. War ganz schön eng mit Schulranzen auf, aber nun ja. Wollte ihn aber auch nicht absetzen und im Camper dürfen wir ja nicht rauchen. Danach stellte ich mich ans Fenster und guckte so lange raus bis es aufhörte zu regnen. Komisch, oder?!? Als es aufhörte, ging ich wieder raus und rauchte dort noch eine und ging langsam Spazieren. Dann packte es mich und ich holte mein Buch und ging einfach in den See damit. Das Buch legte ich auf den Steg und schwamm ein wenig. Wie gesagt, mit der Behelfsprothese nicht gerade leicht, aber es ging. Nach ein paar Runden bin ich wieder zum Steg geschwommen, mir mein Buch geschnappt und mich damit ins flache Wasser gelegt und gelesen. Machte richtig Spaß so warm angezogen im Wasser zu liegen. Kurz regnete es und ich setzte mir meine Kapuze auf. Weil mein Buch vom Regen richtig nass wurde, holte ich mir ein Stockschirm, spannte ihn auf, steckte ihn in den Sand und legte mich wieder ins flache Wasser. So konnte ich in aller Ruhe beim Regen mein Buch weiter lesen. Nach über einer Stunde, hatte Armbanduhr um, bin ich wieder aus dem Wasser und hab mich ausgezogen und nur in Unterhose, Top und meiner Prothese die nasse Wäsche auf die Leine gehängt, auch die Stiefel. Im Internet hatte ich mal ein Video gesehen, wo ein Mädchen nur mit Badeanzug und Schulranzen in den Pool geht, und genau das wollte ich auch mal ausprobieren, aber im See. Ich zog also im Camper schnell mein Badeanzug an und meine Lackschuhe, weil ohne Schuhe gehe ich nicht in den See, und setzte mir mein Schulranzen wieder auf. So bin ich dann in den See und bin geschwommen. Nee, also wirklich mal, wer sowas macht, muss Doof sein. Da gehe ich lieber bekleidet ins Wasser, da hab ich echt mehr von. Hatte zwar Spaß gemacht, aber mir war es zu wenig an. Im Schwimmbad in der Schule geht es ja noch gerade so, aber im See oder zu Hause im Pool? Ich werd, glaub ich noch mit 80 bekleidet ins Wasser gehen. Stand gerade wieder auf dem Steg, da kamen sie alle zurück und guckten mich an. "Bist du krank?", fragte Mama mich und ich so: "Nö, wieso?" Mama: "Nur in Badeanzug?" Ich: "Und mit Schuhe und Schulranzen!" Mama Claudia lachte und sagte: "Na immerhin was an!" Während alle ihre Sachen aus dem Wagen holten, rauchte ich genüsslich eine auf dem Liegestuhl und mit Schulranzen noch auf. Als Mama später meine nassen Sachen auf der Leine sah, lachte sie nur und sagte kurz darauf: "So kenn ich meine Große!", und nickte mit dem Kopf. Weiter hat sie nichts dazu gesagt. Jan kam danach zu mir und fragte: "Na, hast nachgedacht?" und setzte sich neben mich. Ich: "Wozu, weiß doch wen ich Liebe!" Er: "Und wen?" Ich: "Das Wichtelmännchen neben mir!" und grinste ihn an. Da kitzelte er mich gleich durch und meine Zigarette fiel zu Boden. Wir küsssten uns auch gleich wie wild auf dem Liegestuhl und Mama stoppte uns. "Warst du mit dein guten Stiefeln schwimmen?" meckerte sie mich an. Ich: "Wieso, sind die nass geworden?" Mama: "Laura!" Ich: "Fühl mich wie damals bei meinen Pflegeeltern!" und ging in den Camper. Mama kam kurz darauf zu mir und fragte es mich nochmal, ob ich mit den Stiefeln schwimmen war. Ich: "Man Ey, was soll ich denn sonst hier so alleine machen?" Kleines Gespräch fing an und am Ende gab es reichlich was zu Essen und ich durfte wieder zu meinem Jan ins Zelt gehen. |