Im Teich gelesen

(14.04.2022)
Papa brauchte ein starken Mann und rief uns (Jan (15) und mich (Laura,13)) an. Ohne lange zu zögern sind wir beide gleich nach Hause gefahren. Wir sind ja noch bei Papa zuhause, weil er am Haus baut. Um das ganze Haus herum stand ein Gerüst und das halbe Dach war weg als wir ankamen. "Mein Zimmer!" schrie ich laut und rannte auch gleich durch den Wintergarten ins Haus. Doch da stoppte Papa mich und meinte, das ich nicht nach oben kann. "Wieso? Mein Zimmer! Lebt das noch?'" fragte ich voll aufgeregt. Papa lachte kurz und bevor er was sagen konnte, kam meine Katze um die Ecke geschossen und schlich mir um die Beine rum. Dann sagte Papa mir, das ich stark sein soll wenn ich mit nach oben komme.

Ich bekam voll die Angst und befürchtete das schlimmste. Langsam führte Papa mich eine neue Treppe nach oben und da sah ich schon, das meine Zimmertür weg ist. Stattdessen war dort eine Wand. Mit großen Augen gingen Jan und ich mit Papa weiter und standen mitten in Lukas Zimmer, das völlig leer war. Die Wand zu meinem Zimmer war weg und ich konnte direkt in mein Zimmer gucken. "Was hier denn los?" fragte ich ängstlich und ging in mein Zimmer. "Verrückt!" sagte ich da nur und zitterte voll. Der Balkon war noch da, aber alles andere war weg. Meine Schlafecke war keine mehr, sondern es war ein komisches Gestell in der Ecke, was einem Fahrstuhl ähnelte. Mit zittrigen Händen folgten wir Papa in dieses Gestell. Er drückte ein Knopf und es bewegte sich nach unten. Meine Augen wurden immer größer und größer. Unten angekommen, waren wir von drei Wänden umringt und einer Tür.

Langsam schob ich die Tür zur Seite und ich stand mitten im Treppenhaus, genau da wo mal Sophie ihr Bad war. Ich schluckte voll, aber fand es auch sehr genial. Endlich mal ohne Treppe in mein Zimmer. Mehr hat Papa uns aber leider nicht verraten, weil seine Kollegen und Kumpels aus der Pause kamen und weiter machen wollten. Jan sollte sich schnell Sicherheitsschuhe und ein Blaumann anziehen und nach oben. Ich konnte nichts tun und lief immer zwischen Wohnzimmer und Küche hin und her. Ich war voll aufgeregt wie mein Zimmer mal aussehen soll und weinte auch ein wenig, weil ich mein Zimmer so gemocht hatte wie es mal war. "Wo soll Lukas hin, soll er bei mir mit pennen?" fragte ich vor mir her. Gefallen würde es mir zwar, aber das geht doch nicht. Fragen über Fragen hatte ich im Kopf und setzte mich irgendwann aufs Sofa im Wohnzimmer. Die hatten da vielleicht ein Krach gemacht, sag ich Euch! Das war echt nicht zum aushalten und ich hielt mir immer die Ohren zu. Bohren, Hämmern, Schreien, Sägen und keine Ahnung was noch, war zu hören. Sorry, aber das wollt ich eigentlich gar nicht erzählen hier.
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Auf dem Tisch lag ein Heft von Sophie. Bibi Blocksberg mit einer Nachtsichtbrille. Das nahm ich mir und blätterte es durch. Nachdem ich dreimal den selben Satz gelesen hatte, weil mich der Lärm störte, ging ich mit dem Heft nach draußen auf den Spielplatz. Aber auch da konnte ich nicht richtig lesen, wegen dem Lärm. Mit vielen Gedanken im Kopf ging ich durch den ganzen Garten und zum Fluss runter. "Och nö!" sagte ich leise und drehte wieder um. Am Fluss wollte ich nicht sitzen, weil mich da von der anderen Seite eine Kuh ansah. "Vielleicht ist es im Wald stiller!" dachte ich mir und ging hin. Wirklich leiser war es auch nicht, aber es war auf alle Fälle besser als direkt am Haus.

An dem Teich, der keiner mehr ist, eher ein langer und breiter Wassergraben, blieb ich stehen und dachte so, das ich da rein gehe. Ich spielte mit meiner Zahnspange im Mund und überlegte. Mit meiner Lederhose, die ich anhatte, durfte ich zwar ins Wasser gehen, aber jetzt hier so einfach da rein? Dann lachte ich kurz, weil mir Sophie einfiel, wie sie mir da den Regenschirm übern Kopf hielt, wo ich meine Zahnspange drin verloren hatte. Dann biss ich mir auf die Unterlippe und grinste. "Genau, das mach ich jetzt!" sagte ich und nahm meine Zahnspange raus. Die schmiss ich einfach in den Teich und ging hinterher. Mit Unterwäsche, BH, Binde, Hoodie, Lederhose und Turnschuhen stand ich bis zum Schritt im Wasser und grinste. Kopfschüttelnd ging ich wieder raus und zum Haus rüber. Da hatte ich auf dem Flur meine Gummistiefel und Friesennerz gesehen. Beides zog ich mir an und ging wieder in den Teich. Bückend suchte ich meine Zahnspange und fand sie auch nach etwas einer viertel Stunde. Hatte Armbanduhr um.

Grinsend machte ich sie sauber und machte sie wieder rein. Das Wasser war irgendwie warm und ich blieb da noch so bis zur Brust im Wasser stehen. "Och wenn ich schon mal drin bin, könnt ich ja auch hier lesen!" brummelte ich vor mir her und lachte ein wenig. Also wieder raus und zum Spielplatz, das Heft holen und wieder in den Teich. Am Rand legte ich mich bis zum Hals ins Wasser und blätterte im Heft rum. Bei der Hälfte vom Heft, drehte ich mich um und lag auf dem Bauch. So tat mir die Narbe auch nicht so weh. Mein linkes Bein hob ich immer aus dem Wasser und ließ das Wasser aus dem Gummistiefel raus. Hätte ich auch gern mit dem anderen gemacht, aber meine Beinprothese schafft das leider nicht, die kommt da nicht von alleine hoch.

Als mir dann doch etwas kalt wurde, schwamm ich ein wenig hin und her. Tat richtig gut so zu schwimmen. Schwimme ja sehr gerne mit mein Friesennerz, aber irgendwie fehlte mir der Schulranzen. Also wieder raus und ab ins Haus. Oben waren sie noch immer am Krach machen und ich ging ins Bad. Dort wechselte ich kurz meine Binde, was eigentlich quatsch war, aber nun ja. Die Binde muss ich tragen, weil ich nach dem letzten "Unfall" noch immer unten etwas blute. Vor dem Ofen im Wohnzimmer wärmte ich mich kurz auf und machte mich dann so nass, auf die Suche nach meinem Schulranzen. Den fand ich auch voller Staub und Dreck in einer Ecke und setzte ihn auf. Grinsend rannte ich wieder zum Teich und ging rein. Beim schwimmen grinste ich immer wieder und sagte: "So ist das schon besser!"

Vorher schwamm ich ja nur immer von links nach rechts und zurück, aber jetzt schwamm ich einmal längs durch. "Hä, was das denn hier? Wieso sind hier Stufen?" fragte ich mich als ich ankam. Da waren wirklich Stufen gewesen im Teich. Oder ist das gar kein Teich mehr, sondern ein See zum schwimmen? Ich kratzte mich am Kopf und dachte nach. "Wo sind überhaupt die ganzen Sträucher hin, die hier mal in der Mitte waren?" Fragend setzte ich mich auf die Stufen ins Wasser und guckte mir den Teich an. Irgendwie sah der komisch aus. Dann verglich ich ihn mit dem Pool und lachte. Der Teich war so breit wie unser Pool, aber etwas länger. Kopfschüttelnd schwamm ich wieder umher und legte mich wieder auf dem Bauch an die Stelle, wo ich vorher das Heft gelesen hatte. "Oh Schitte, was hab ich eigentlich im Ranzen drin?" fragte ich etwas lauter, stellte mich hin und setzte ihn schnell ab. Da waren noch meine ganzen Schulsachen von vor den Ferien drin und ich lachte etwas. Zum Glück bin ich ja nur mit geschwommen, so blieb alles trocken.

Hatte dann auch keine Lust mehr im Wasser zu bleiben und ging wieder ins Haus. Den Schulranzen stellte ich im Wintergarten ab und setzte mich da hin um eine zu rauchen. So etwa bei dreiviertel der Zigarette kam Jan raus und guckte mich an. "Warst du schwimmen?" fragte er mich und guckte auf den Boden. "Öhm, ja!" grinste ich. "War ja klar!" lachte er und machte sich eine Zigarette an. Etwas später kamen auch Papa und zwei Männer raus. Papa guckte mich an und grinste. "Hats dir Spaß gemacht?" fragte er mich. "Joa, aber was ist mit dem Teich passiert?" Papa: "Warst da drin? Nicht wirklich, oder?" Ich: "Doch!" da zog er nur eine Schnute und guckte die Männer an. Ich: "Was ist denn damit?" Papa: "Wirst noch früh genug sehen!" War für mich zwar keine Antwort, aber egal. Jan war fertig mit rauchen und verschwand mit mir im Bad. Dort half er mir beim umziehen und ging wieder zu Papa nach oben.

Meine nassen Sachen schmiss ich in den Trockner und wartete fast ewig, bis Jan wieder mit mir nach Hause konnte. Die ganze Zeit hab ich im Gästehaus verbracht und geglotzt. Dummerweise hatte ich noch ein Problem, nämlich meine Lederhose. Die trocknete nicht so schnell, also war sie noch feucht als wir gingen. Unterwegs fiel mir dann ein, das ja die Reinigung über die Feiertage nicht geöffnet hat. "Zieh sie doch in der Nacht im Bett an!" schlug Jan mir vor. "Soll ich?" fragte ich grinsend. "Mich stört´s nicht, im Gegenteil!" Da es schon spät war, als wir bei Papa zuhause ankamen, zog ich mir da gleich meine Lederhose an und ging mit meinem Schatzi ins Bett. Papa bleibt noch bis Samstag im Haus und pennt dort.

 

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