Beinprothese im Schlamm

(22.06.2022)
Nach der Schule wollte ich nach Hause hin, weil ich zu Fuß laufen musste, mit Melo, die noch mit zu mir wollte, eine kleine Abkürzung nehmen. Dazu liefen wir von der Fähre weiter nach rechts und dann über die Felder und Wiesen, wo sehr hohes Gras wuchs. Anfangs war es auch okay so und wir kamen gut voran. Aber dann wurde uns der Weg durch ein Stachelzaun versperrt. Wir meckerten und versuchten irgendwo ein Loch zu finden, durch das wir durch konnten.

Nach einigen Metern fanden wir auch eins und schlüpften durch. Der Graben, der da war, sah leer aus und war mit sehr viel Gras bewachsen. Wir gingen kurz runter und versuchten rüber zu springen. Wie geschrieben, wir versuchten es, aber irgendwie trauten wir uns nicht wirklich, weil wir auch nicht wussten, wie weit es ist. Man konnte ja wie beschrieben, kein Wasser sehen oder sowas. Nach einiger Zeit meinte Melody (13) so, das auf der anderen Seite auch ein Zaun ist, wo wir bestimmt wieder nicht durchkommen. Da hatte ich ehrlich gesagt nicht drauf geachtet.

Wir entschlossen uns einfach in diesen Graben zu steigen und auf der anderen Seite wieder raufzukrabbeln. Es war doch noch Wasser drin bzw. Schlamm. Ich steckte gleich bis zu den Knien drin und kam kaum vorwärts. Melo versuchte mir zu helfen da wieder rauszukommen, aber steckte dann selber drin. Wir hatten beide Jeanshose, Shirt und Stoffjacken an und dazu unsere Turnschuhe. Die Schulranzen hatten wir auch noch auf dabei, wo sollten wir sie auch sonst hin packen, wenn wir nach Hause wollen gleich nach der Schule?

Wir lachten uns halb kaputt dabei und versuchten irgendwie weiter zu kommen. An den Grasbüscheln und ein paar Wurzeln zogen wir uns immer weiter vorwärts und dann sackte ich weiter ein und kam gar nicht mehr vom Fleck. Ich taumelte immer und irgendwann fiel ich nach hinten weg und saß voll im Matsch. Mein Schulranzen ist da natürlich schön dreckig geworden und ich meckerte leicht. Weil mir mein Beinstumpf in der Prothese weh tat, versuchte ich auch gleich wieder aufzustehen und Melo half mir dabei. Wir lachten und versuchten irgendwie da rauszukommen.

Ich sackte immer weiter ein und stand schon bis fast zum Arsch im Dreck, da schaffte es Melo rauszukommen und suchte ein dicken Stock mit Ästen dran, damit ich mich daran festhalten kann und sie mich raus ziehen kann. Sie fand auch ein, aber ich kam nicht mehr raus aus den Dreck und bekam schon halb Angst. Dann landete ich wieder auf den Po und diesmal saß ich bis zur Brust drin. Völlig in Panik, zog ich mir meine Hose runter, zog meine Beinprothese aus und kroch Rückwärts aus den Graben. Da setzte ich auch mein Schulranzen ab und guckte ihn an. Bis zu den Verschlüssen war er übersäht mit Schlamm und Dreck und ich fluchte halb.

Melo lachte auf der anderen Seite und fragte mich, ob ich meine Prothese jetzt da stecken lassen will. "Ach Scheiße man, ich piss auf das Ding!" lachte und fluchte ich gleichzeitig. Melo: "Das will ich sehen!" Ich: "Ist doch wahr man, wie soll ich das Ding da jetzt wieder rausholen?" Melo: "Keine Ahnung, mit Stöckern?" Ich: "Haha, sehr witzig!" Ich befreite mein Schulranzen so einigermaßen vom Dreck und schmiss ihn zu ihr rüber. Fast wäre er wieder im Dreck gelandet. Sie holte ihn vom Rand weg und fragte mich, wie es jetzt weiter gehen soll. "Keine Ahnung man, Scheiße!" knurrte ich und stand auf. Auf einem Bein hüpfte ich einfach weg und sie lief auf der anderen Seite neben mir her und lachte. Beim hüpfen merkte ich meine Binde in der Unterhose und es kam mir so vor, als ob ich grad in die Hose geschissen hätte. Hatte ja nur die Unterhose an, meine Jeans hing ja noch an meiner Prothese.

"Ja super, warum sagt uns das niemand?" meckerte ich, weil ich ein Überweg sah, über dem wohl der Bauer mit seinem Trecker fahren kann. Melo lachte sich voll kaputt und kam mir halb entgegen. "Willst die jetzt echt da stecken lassen?" fragte sie mich. "Was denn sonst, die bekomm ich da nie wieder raus!" weinte ich halb. Sie griff mir dann unter die Arme und ich hüpfte neben ihr her übers Feld. Weil sie nicht aufhörte immer wieder zu lachen, lachte ich irgendwann mit und hockte mich hin. "Ruf doch deine Mama an oder wen auch immer!" schlug sie mir vor. Wollte ich aber nicht und stand wieder auf.

Am Feldrand angekommen, stoppte uns wieder ein Zaun und wir krabbelten durch. Da blieb ich auch noch mit mein Schulranzen am Zaun hängen und meckerte voll. "Menno, was soll denn das hier? Lass mich doch mal in Ruhe!" Als ich endlich durch war, schlug sie vor, erstmal eine zu rauchen, was wir auch machten. Nach der Zigarette liefen wir weiter und dann standen uns plötzlich Kühe im Weg. "Ja super, was denn noch?" meckerte ich. Sie lachte sich wieder halb kaputt und ich setzte mich auf den Hintern. Leicht genervt von ihrem lachen, sagte ich, das ich gleich mit einer Kuh nach Hause reite. Da fing sie erstrecht an zu lachen und krümmte sich halb. Die Kühe muhten voll und schüttelten immer den Kopf.

"Egal, ich geh da jetzt rüber, ist der kürzeste Weg!" schimpfte ich und stand wieder auf. Hüpfend ging es für mich weiter und Melo neben mir her. "Aaah!" schrie ich etwas später, weil ich über ein Scheißhaufen einer Kuh ausrutschte und mich auf den Po und Rücken legte. "Aua!" sagte ich noch und stand wieder auf. Da bekam sie sich wieder nicht ein vor lachen und zeigte immer auf mein Schulranzen. Den setzte ich schnell ab und guckte drauf. "Na toll, auch das noch!" meckerte ich. "Scheiß Kühe ihr!" schimpfte ich, weil ich hatte die Scheiße, auf der ich ausgerutscht war, am Ranzen kleben. Ich schrie voll laut und die Kühe machten mit. "Hör auf, ich kann nicht mehr!" lachte Melo und hielt sich die Wangen fest. "Mach doch gar nichts, die waren das!" meckerte ich.

Endlich am Rand vom Feld angekommen, krochen wir wieder unter ein Zaun durch und standen vor dem Fluss. "Ja egal jetzt, rein da!" sagte ich und kletterte die Böschung runter. Sie gleich hinter mir her. Sie stützte mich wieder und dann ging es im Fluss weiter nach Hause. Von da war es ja nicht mehr weit. Und tief war der Fluss auch nicht. Am Anleger angekommen, krabbelte ich raus und hüpfte durch den Garten. Mama guckte mich da Stirnrunzelnd an und fragte, wo mein zweites Bein ist. "Im Krankenhaus oder was weiß ich wo!" meckerte ich und setzte mich wieder auf den Po. "Wie siehst überhaupt aus?" fragte sie mich noch. Melo lachte hinter mir und zeigte wohl wieder auf mein Ranzen. Mama lief um mich rum und lachte kurz. "Hast ne Kuh geritten?" fragte sie mich halb lachend. "Haha!" sagte ich und lachte dann selber.

Wir erzählten Mama was passierte und sie lachte kräftig. "Na du bist mir ja so eine. Und wo steckt deine Prothese genau?" Ich: "Keine Ahnung, irgendwo im Graben da hinten!" Sophie kam über den Rasen, sah mich da auf dem Boden sitzen und fragte: "Hast deine Prothese in der Schule vergessen, Puh was stinkst du!" Da musste ich dann auch laut lachen und drehte mich zu ihr hin. "Hahaha, voll die Scheiße am Ranzen, Hihi hihihi!" kam von ihr und hockte sich fast dabei hin. Während Mama noch den Gartenschlauch fertig machte, erzählte Melo Sophie was war und Sophie so: "Echt jetzt, du hast die da stecken lassen?" Ich: "Was sollte ich denn sonst machen?" Sophie: "Du bist ja krass Ey, Hammer!"

Mama duschte mich und Melo dann im sitzen ab und Sophie lachte immer voll. Mit nassen Klamotten an, hüpfte ich zur Sitzecke und rauchte eine. Mama: "Was machst jetzt ohne Prothese?" Ich: "Hab doch noch zwei!" Weil Sophie es Lukas erzählte, was war, kam er raus und guckte mich an. "Ja, meine Prothese steckt noch im Matsch!" sagte ich. Lukas: "Nicht wirklich, oder?" Ich: "Doch!" Lukas: "Wo genau?" Ich: "Irgendwo zwischen den Feldern da oben!" Lukas: "So genau wollt ich das jetzt auch nicht wissen!" Wir lachten alle und dann meinte Melo so, das sie die wieder rausholen werden und sagte zu Lukas: "Komm, ich zeig dir wo!" Mama: "Zieh dich doch erstmal um!" Melo: "Werd bestimmt wieder dreckig!" und rannte mit Lukas und Sophie weg. Mama zu Sophie: "Lass deine nicht auch noch da!" Da konnte ich nicht mehr vor lachen und krümmte mich. "Ja, versteck du dich mal hinter dein Haaren!" lachte Mama. "Sorry, wie das grad gesagt hast, Lol!"

Meine Zigarette war fertig und ich ging ins Haus und zog mich um. Mein Schulranzen steckte Mama einfach in die Maschine und wusch sie. Meine nicht dreckig und nass gewordenen Schulsachen holten wir natürlich vorher noch raus. Über eine Stunde später kamen Lukas und Sophie (beide 12) mit Melo zurück und stellten meine dreckige Beinprothese in die Badewanne. Kurz darauf kamen sie zu mir und sagten: "Auftrag ausgeführt! Prothese lebt noch!" "Ihr seid Spinner!" lachte ich und ging ins Bad. Hatte inzwischen eine andere Beinprothese an. "Klasse, die sieht ja aus, Scheiße!" sagte ich und Lukas, der ziemlich dreckig aussah, meinte so: "Soll ich sie dir waschen?" Ich: "Ja mach mal!" Er fing auch gleich damit an und stellte sie unter die Dusche. Ich sah ihm dabei zu und freute mich, das ich es nicht machen musste. Erst spritzte er die Prothese ab und machte sich dabei halb nass, dann schmierte er sie mit Duschgel ein und spülte sie wieder ab. Danach stellte er sie an die Wand und duschte sich selber ab. Er trug Jeanshose, Shirt und Turnschuhe. Sah zum anbeißen lecker aus und Sophie so, die auf Pott saß: "Hey, Himmel mein Freund nicht so an!"

Kurz lachte ich und gab Lukas ein dicken Kuss auf die Wange, was Sophie ganz und gar nicht gefiel und meckerte: "Lass das, du hast dein Jan dafür!" und kam mit runtergelassener Hose zu mir. "Hab mich doch nur bedankt!" lachte ich und ging wieder in mein Zimmer, wo sich Melo schon auf meinem Bett bequem gemacht hatte. Ihr Schulranzen blieb ja sauber, also hatte sie ihn auch auf mein Bett liegen und hatte schon ihr Deutschbuch rausgeholt. Aber statt unsere Aufgaben zu machen, legten wir beide uns auf den Rücken und lauschten der Musik. Ein paar Stunden später musste sie wieder nach Hause und ich ging zum Abendessen nach unten. Beim Essen musste ich nochmal alles erzählen, weil Claudia und Jule ja nichts von allem mitbekommen hatten. "Nimm lieber das nächste mal eine Harke mit, wenn du wieder übers Feld rennst!" lachte Claudia da noch.

 

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