Im Watt
(19.07.2022)
Glieks na dat Fröhstück, so gegen Klock acht, sünd
wi ahn de Tweeschen, Tim un Jule losföhrt. Op de lütten Lüüd hett mien
Tante Sarah oppasst. Se is mit Mann un Kinner so lang bi uns intrucken.
Wiel Mamas keen Buck op Autobahn harr, sünd wi över veel Landstraten
föhren. Mama hett överall un narms anhollen un sik wat köfft. Souvenirs,
se seed se ümmer. Claudia weer begeistert dar vun un pack allens in
Zeitungspapeer in. Dat weer lütte Glääs mit Opschrift, glööv ik. Wi wüss ja, dat se an dat Meer wullen, aver nich hen. De Fahrt nehm un nehm keen Enn. Lüttere Staus weern uns ok noch in' Weg un ik dach al, wi kamen nie an, wo wi hen wüllt. "Sind wi bald dar?" "Wie lang duurt dat noch?" "Sind wir schon dar?" Ik weet, langwielig Fragen, aver so weer dat nu mal. Wi frögen ümmer, wenn wi endlich dar sünd. Eenmal hett Mama eenfach luud Musik an maakt un uns seggt, dat wi nich nerven schullen. Denn meen Jan so to ehr, dat se buten nix mehr höört. "Wenn dar nu en Krankenwagen irgendwo is!", seed noch. Koppschüttend keek se an Claudia an un de hett denn eenfach de Scheeböör tüschen Fohrer un Bifohrer un uns to maakt. Oh, Tschuldigung, ihr seid ja nicht auf Plattdeutsch, Sorry! War auch nicht wirklich wichtig. Gleich nach dem Frühstück, so gegen Acht Uhr, sind wir ohne die Zwillinge, Tim und Jule, los gefahren. Auf die kleinen hat meine Tante Sarah aufgepasst. Sie ist mit Mann und Kinder solange bei uns eingezogen. Da Mamas kein Bock auf Autobahn hatten, sind wir über viele Landstraßen gefahren. Mama hat überall und nirgends angehalten und sich was gekauft. Souvenirs, sagte sie immer. Claudia war begeistert davon und packte alles in Zeitungspapier ein. Das waren kleine Gläser mit Aufschrift, glaub ich. Wir wussten ja, das sie ans Meer wollten, aber nicht wohin. Die Fahrt nahm und nahm kein Ende. Kleinere Staus waren uns auch noch im Wege und ich dachte schon, wir kommen nie da an wo wir hin wollen. "Sind wir bald da?" "Wie lange dauert das noch?" "Sind wir schon da?" Ich weiß, langweilige Fragen, aber so wars nun mal. Wir fragten ständig, wann wir endlich da sind. Irgendwann machte Mama einfach laute Musik an und sagte uns, das wir nicht nerven sollen. Da meinte Jan so zu ihr, das sie von draußen nichts mehr hört. "Wenn da jetzt nen Krankenwagen irgendwo ist!" sagte er noch. Kopfschüttelnd guckte sie Claudia an und die machte dann einfach die Schiebetür zwischen Fahrer und uns zu. Fanden wir nicht nett und machten unsere eigene Musik an. Als sie halt machte, guckten wir aus dem Fenster, aber sahen nichts als Büsche. Kurz ging die Schiebetür auf und Claudia sagte uns, das wir noch nicht da sind. "Oh man, wie lange dauert´s denn noch?" fragte Lukas sie. "Keine Ahnung, wir melden uns dann schon!" sagte Mama und schob die Tür wieder zu. Schulterzuckend saßen wir vier hinter dem Fahrersitz und spielten Mau Mau. Immer wieder hielt Mama, aber da waren entweder Ampeln oder ein kleiner Stau. Irgendwann schob Mama Claudia die Schiebetür wieder auf und sagte: "Guckt euch um, wir sind gleich da!" "Juhuu!" schrie ich und blickte auf meine Armbanduhr. "Boah, fast fünf Stunden, Heftig!" sagte ich und blickte mit den anderen aus dem Fenster. Wir konnten schon das Meer sehen und freuten uns endlich rein zu rennen. Als wir endlich in Schlüttsiel ankamen, sahen wir das Meer nicht mehr, es war weit weg. Sophie: "Yeah, Wattwanderung!" Ich: "Yeah, Juhuu, Scheiße!" Mich freute es nicht wirklich, weil ich mit meinem Anzug und Lackschuhen ins Meer zum schwimmen wollte. Mama: "Komm doch erstmal mit, kannst dich ja irgendwo ins Watt legen!" Jan: "Klar, mit Anzug, oder was?" Alles lachte. Da mein Schatzi Jan (15) und Lukas (12) so blieben wie sie waren, also in kurzer Jeanshose, alten Turnschuhen, Shirts und dünnen Regenjacken (wegen der Sonne), ließ ich meine Sachen auch an und zog mich nicht um. Sophie (12) zog nur ihre Hello-Kitty Jacke an. Das die da noch reinpasst, Wahnsinn. Mamas blieben auch so wie sie waren, in Rock, Bluse, BH, alten Turnschuhen und Friesennerze, den ich mir allerdings auch anzog. Mit ein paar Eimern und kleinen Schaufeln, marschierten wir auch gleich los und liefen ins Watt. Gegessen hatten wir unterwegs schon was. Es war ganz schön leer dort gewesen, kaum jemand unterwegs, so konnten wir auch in aller Ruhe ins Watt und uns dreckig machen. Mama guckte da auf meine Schuhe und erschreckte sich voll. "Bist du verrückt?" fragte sie mich. "Was'n?" fragte ich. Ich hatte meine neuen Jeansstiefeletten an. "Ähm, die sind bequemer im Watt als meine Lackschuhe!" sagte ich noch hinterher und zog halbe Grimassen. "Hauptsache du machst die nachher wieder sauber!" meinte sie und ich konnte weiter. Wir sammelten viele Muscheln, Steine, tote Krebse, Holzstücke und anderen Krimskrams und füllten unsere Eimer damit. Mit den kleinen Schaufeln gruben wir immer kleine Löcher, um Muscheln und Sandwürmer, die kleine Spaghettihaufen machten, zu finden. Wirklich heiß war es nicht, nur so um die 28 Grad. Gefühlt war es kühler, aber wir schwitzten trotzdem gut. "Wann kommt denn das Wasser wieder, wieso ist das überhaupt weg?" fragte Sophie, obwohl sie es ja in der Schule gelernt haben sollte. Jan: "Das ist nur nach England rüber und guckt, ob die noch da sind!" Mama lachte und sagte, das es noch etwas dauert, weil es gerade erst weg ist. "Na toll!" knurrte ich, weil ich endlich schwimmen wollte. Die Stunden verrinnten und mir wurde immer heißer in dem Friesennerz. Langsam schlich ich mich an Jan ran und schnüffelte kurz. Er: "Ja, ich hab mich gewaschen!" Ich grinste und streckte ihm meine Zunge raus. "Weiß ich!" sagte ich und gab ihm ein dicken Kuss auf den Mund. "Mir ist warm!" knurrte ich etwas später. Mama: "Leg dich doch hin!" Ich: "Na toll, und dann?" Sophie: "Dahinten können wir uns ins Wasser legen!" Ich fragte gleich wo und guckte überall hin. Sie marschierte los und wir folgten ihr. Da war wirklich eine sehr große Wasserkuhle und sie legte sich auch gleich rein. "Die schöne Jacke!" grinste ich und sie so: "Wieso, damit war ich doch schon öfters im Matsch!" und drehte sich drin rum. Schulterzuckend machte ich es dann auch und Jan und Lukas kamen gleich mit rein. Weil ich schwimmen wollte, tat ich so als ob. Sophie: "Cool, Meerengel!" und machte gleich mit, aber auf dem Rücken. Mama: "Schwimmt mir aber nicht so weit raus!" und lachte laut los. Wir lachten auch und blieben dann auf dem Rücken liegen und guckten in den blauen Himmel. "Keine Lust mehr?" fragten Mamas uns und wir vier: "Nö!" Ich: "Will schwimmen!" Mama: "Das dauert noch ein wenig!" Claudia: "Schwimm doch in der Fahrrinne!" Ich: "Haha!" Fast auf allen vieren robbten wir vier in Richtung Land und legten uns da auf die Wiese bzw. den Deich. Da es dort doch wärmer war als im Watt, zogen wir alle unsere Jacken aus und legten sie neben uns. Kurz danach fing ich an, meine neuen Schuhe zu säubern und Mama klatschte mir auf die Hand und sagte: "Lässt du das wohl!" Ich: "Hä, ich denk ich soll die sauber machen!" Mama: "Lass erst trocknen, so schmierst den Dreck ja noch weiter in die Fasern!" Ich: "Oh, Tschuldigung!" und ließ es bleiben. Wir sechs blieben bis zum späten Nachmittag noch auf dem Deich und sonnten uns und warteten bis das Wasser zurück kam. Weil Mamas dann aber noch in ein Museum wollten, fiel ihnen ganz plötzlich ein, schon klar, zogen wir uns im Camper um und fuhren weiter weg auf ein Campingplatz. Von da aus fuhren wir mit den Fahrrädern weiter. Das Museum was Mama suchte, gab es aber schon lange nicht mehr und so sind wir nur so durch die Gegend gefahren und haben uns ständig verfahren. Aber Dank Mamas sehr guten Orientierungssinn, kamen wir wieder am Campingplatz an. Zwischendurch haben wir uns irgendwo ins Gras, auf Bänke oder sonstwo hingesetzt und haben eine geraucht. Die Fahrt dauerte ca. drei Stunden. So sagte es mir meine Armbanduhr. Die Fahrräder stellten wir alle wieder hinten in den Camper und als ich wieder rausging, erschreckte ich mich volle Lotte. Da stand eine Kuh hinter unserem Camper und muhte mich an. "Selber Muh!" lachte ich und hockte mich hin. Bah, hat die mich erschreckt. Sophie bekam sich nicht wieder ein vor lachen, weil sie die schon vorher gesehen hatte, wie auch Mamas. Lukas und Jan sind vorher abgebogen und zum Meer runter gefahren. Wir hatten keine Lust dazu. Wie es weiter ging, im nächsten Erlebnis. |
![]() Lecker! ![]() Wattwurm in Sophies Fingern. ![]() Wattwurm ![]() ![]() Blick zur Hallig rüber. Am Abend. ![]() Muh! ![]() Gleich hinter unserem Camper ![]() Das Haus konnte unseres sein |