Streit am Teich

(05.10.2022)
In der Schule heute war der Unfall von mir immer noch Thema. Melody (13), Vanessa (14) und Dave (13) hatten einigen von dem Besuch am "Ort des Geschehens" berichtet. Ein paar wussten es ja schon von mir, aber nachdem mal jemand da war und es gesehen hatte wie es dort aussah, war es doch nochmal was anderes. Ein paar kamen gleich auf mich zu und fragten mich, ob es mir gut geht und wie ich mit der Prothese und so klar komme. Viele der neuen Mitschüler hatten gedacht, das ich schon immer eine trage, auch Vanessa. Zum Glück klingelte es zum Unterricht und ich brauchte erstmal nicht erzählen.

In den großen Pausen musste ich es aber leider doch und erzählte so einiges. Dann konnten sich der Direx und andere Lehrer sich wieder nicht einig werden, ob Unterricht ausfällt oder nicht. Mir war es auch egal, weil ich hab mich so langsam an den Zuhause-Unterricht gewöhnt. Könnte ruhig so weiter gehen, weil so lerne ich mehr als in der Schule. Manche Stunden werden ja nur noch gestreckt und wir bekommen Aufgaben, damit wir was zu tun haben. Das können wir echt auch zuhause machen. Der Unterricht ging aber weiter und wir verteilten uns wieder nach der Pause in unsere Klassen.

Nach Schulschluss war das Thema endlich vergessen und wir trafen uns noch in meiner Lieblingseisdiele. Weil natürlich keiner soviel Geld dabei hatte, lud ich sie alle ein und setzte es auf die Rechnung von Mamas. Da schrieb mich mein Schatzi Jan an, das er doch schon heute rum kommt, weil er ja auch noch Sachen bei mir hat. Ich freute mich riesig darüber und mit Melo und Nanni zum Fähranleger. Als die Fähre kam, verabschiedete sich Melo von uns und wir fuhren rüber.

Zuhause angekommen, war wieder niemand da und wir machten uns in der Küche was zu Essen. Weil das Wetter so schön war, gingen wir noch in mein Garten und setzten uns zusammen in mein Hängestuhl, in dem Jan immer sitzt. Wir plauderten und plauderten und liefen irgendwann Hand in Hand durch den ganzen Garten, am Whirlpool vorbei und zum Bootsanleger. Dort rauchte ich noch schnell eine und lief mit Nanni zum Teich im Wäldchen rüber. Da schrieb mir Jan wieder, das er sich verspätet, weil er noch mit seinem Chef unterwegs ist.

Um die Zeit zu verkürzen, knutschte ich mit Nanni rum und wir streichelten uns wieder überall. "Jetzt reicht es mir aber völlig!" schrie Jan plötzlich in der Ferne und ich dachte nur, was hat er denn jetzt? Hand in Hand blieb ich mit Nanni am Teich stehen und wartete das er zu uns kommt. "Jetzt hab ich die Schnauze aber mal so richtig voll!" meckerte er und stieß Nanni von mir weg. Ich fragte ihn was er hat, weil er ja weiß das wir zusammen sind. "Laß endlich die Finger von meiner Laura!" schrie er Nanni an und sie bekam voll die großen Augen. "Sag mal, hast du sie noch alle?" knurrte ich ihn an. Er meckerte von wegen, das nur wir zusammen sind und das ich nicht immer mit anderen rumknutschen soll.

Das Gespräch dauerte bestimmt noch eine viertel Stunde und wir schrien uns dann alle an. Und dann passierte etwas, wo ich mir dachte, das wars jetzt. Ihm rutschte die Hand aus und knallte mir eine. Dabei flog meine Brille in den Teich und ich guckte ihr hinterher. Nanni bekam den Mund nicht mehr zu und bekam immer größere Augen. Ich war geschockt und ging mit Unterwäsche, BH, Pulli, Lederhose und meiner Steppjacke in den Teich und suchte meine Brille. Er lachte kurz und sagte: "Upps!" Bis zur Brust im Wasser stehend, holte ich ganz ganz tief Luft und schrie ihn dann an, das er verschwinden soll und nie wieder kommen soll. Er wollte aber noch seine Sachen aus dem Haus holen und lief zum Fahrstuhl rum. "Sieh zu das du hier verschwindest du Arsch, lass dich hier bloß nie wieder blicken!" schrie ich ihn an und krabbelte aus dem Teich raus.

Mit nassen Sachen verfolgte ich ihn und schnauzte ihn immer mehr an, das er verschwinden soll. "Jaja, jetzt beruhig dich mal wieder!" knurrte er. "Nee, jetzt bleib ich erstrecht bei Nanni!" schnauzte ich ihn an und er so: "Da reden wir noch drüber, Mensch, es tut mir leid, das wollte ich nicht!" "Hau ab!" schrie ich immer wieder und stieß ihn vom Fahrstuhl weg. Nanni blieb im gewissen Abstand hinter mir und sagte nichts. Ohne das er sich was aus dem Haus holen konnte, verschwand er zum Tor und ging raus. "Verschwinde!" schrie ich und rannte zu Nanni zurück. Sie nahm mich auch gleich in den Arm und ich heulte. "Der hat sie doch echt nicht mehr alle, was bildet der sich ein?" sagte und fragte sie mich. "Keine Ahnung, der kann mich mal, ich Liebe dich Nanni!" heulte ich und ging mit ihr in mein Zimmer. Da meinte sie, das ich alle fünf Finger von ihm im Gesicht habe. Es tat auch ganz schön weh. Sie holte mir ein nassen Waschlappen und ich kühlte meine Wange.

"Hast deine Brille eigentlich wieder?" fragte sie mich und ich lachte etwas. "Nee!" sagte ich und schüttelte den Kopf. Zusammen sind wir dann wieder raus und zum Teich. "Kommst mit rein?" fragte ich sie und stieg rein. "Kann dich doch nicht allein lassen da drin!" lächelte sie und kam mit Unterwäsche, Jeanshose, BH, Pulli, Stiefelletten und Steppjacke ins Wasser. "Was grinst du?" fragte sie mich. "Blick mal über deine Schulter!" grinste ich weiter und sie tat es. "Ach Scheiß drauf!" lächelte sie und hockte sich hin. Sie hatte noch ihren Schulranzen (roter McNeill) auf. Zusammen suchten wir meine Brille und fanden sie auch irgendwann, nachdem ihr Schulranzen schon voll mit Wasser gelaufen war. Sie lehnte sich auch noch schön damit an den Rand und fragte mich, ob ich mit Jan jetzt Schluss mache. "Was denkst du denn, sowas lass ich mir doch nicht gefallen! Nee Nanni, da bist du mir tausend mal lieber!"

Das freute sie so sehr, das sie gleich zu mir rüber kam und mich umwarf. Da lagen wir beide nun am Rand im Wasser und knutschten uns wild ab. Nach etwa zehn Minuten oder so, gingen wir tropfnass ins Haus und zogen uns um. Das Wasser war ganz schön kalt, hoffentlich hole ich mir jetzt nicht die nächste Erkältung. Ihren Schulranzen packten wir aus und wickelten die Bücher und Hefte wie Mama es immer macht, in Handtücher ein und legten sie in den Trockner. Den Schulranzen spülte sie noch schnell ab, befreite ihn also vom Dreck und ich legte ihn in den zweiten Trockner.

Als Mama später nach Hause kam, erzählte ich ihr alles und fragte sie, ob sie was dagegen hätte, wenn ich jetzt nur noch mit Nanni zusammen wäre und keine Jungs mehr anfasse. Da strahlte Mama mich an und sagte: "Mit ihr kannst zwar kein Kind machen, aber ich will dir da nicht im Wege stehen!" Sollte also ja heißen, denke ich mal. Vielleicht werden Nanni und ich ja genauso Glücklich wie Mamas oder Tante Yvonne und ihre Sabrina, wer weiß das schon. Die Zeit mit Jan war sehr schön, aber wenn er so abgeht, nee, das will ich mir nicht geben. Wer weiß was er später dann noch alles mit mir macht. Ich bleibe jetzt bei Vanessa, die hab ich eh schon mehr geliebt als ihn.

 

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