Gülle statt Wasser?
(24.03.2024)
Manchmal ist Gülle ja lustig, aber ständig
nun auch wieder nicht. Auf den Feldern bei uns wird langsam die Gülle
ausgefahren und der Duft weht in alle Richtungen. Schön ist das nicht
wirklich, aber was solls. Eslem (15), die ja noch bei mir (Laura, 15) pennt, weil ihre Familie in der Türkei ist und sie absolut nicht mitwollte, schlug vor, dass wir mit der Lüdden spazieren gehen könnten. Es wurde zwar Regen angesagt, aber wir packten uns ein paar Sachen zusammen, nahmen den Kinderwagen, setzten meine Lüdde Wiebke (fast 1) hinein und gingen los. Weil ich dann doch noch mal zu dem alten Mann gehen wollte, der Essi ja irgendwie anmachte wegen ihrer Herkunft, gingen wir den Weg zu ihm rauf. Als ich sie fragte, ob sie mit rein will meinte sie: "Wieso, ist doch kein Thema, wenn der mir wieder blöd kommt mach ich das selbe!" Wir kamen aber gar nicht bis zu ihm hin, nein, nicht weil wieder Hochwasser auf der Straße war, sondern weil er uns entgegen kam. "Wolltet ihr wieder zu mir?" fragte er uns und hielt neben uns an. "Mensch, was ist denn das, zeigst deiner Schwester die Gegend?" schob er noch hinterher und guckte in den Kinderwagen. "Nein, öhm, ja!" stotterte ich und dann meinte Essi: "Wir können es auch lassen in Zukunft!" Der Mann: "Was?" Essi: "Sie besuchen kommen!" Der Mann: "Macht wie ihr meint!" und fuhr weiter. Ich meckerte sie an, dass sie mal freundlicher sein soll und sie so: "Das du überhaupt noch immer hin gehst!" Während wir weiter liefen, unterhielten wir uns noch weiter darüber. Wir bogen dann in ein anderen Weg ein, den ich noch nicht kannte und machte an der nächsten Bank Stopp. Es regnete leicht, aber ich wollte eine rauchen. Für Wiebke hatte ich ein paar Flaschen eingesteckt und eine davon gab ich ihr dort. "Willst du eigentlich noch welche haben?" fragte Essi mich und kitzelte Wiebke in die Seite. "Klar, aber erst nach dem Abi!" Essi: "Würd ich genauso machen!" und träumte vor sich hin. Als ich fragte, mit wem sie mal zusammen sein will, meinte sie: "Das sag ich dir nicht!" und grinste breit. "Boah, stinkst du so oder was?" kam dann von mir, weil es nach Gülle oder so stank. "Willst nen Arschtritt oder was?" grinste sie und guckte sich um. Sie wackelte immer mit dem Kopf, wegen ihrer Gleitsichtbrille und sagte, dass da weiter weg ein Güllewagen oder so ist. Als ich hinsah, war aber nichts mehr zu sehen. Wiebke war gesättigt und wir konnten weiter. Fast im nächsten Ort, kam uns ein Traktor entgegen, der ein Wassertank hinter sich her zog. Wir grüßten ihn, auch wenn wir ihn nicht kannten und liefen weiter. Weil es dann doch stärker wurde mit dem Regen und wir kein Unterstand fanden, liefen wir schneller und sahen wieder den Traktor. "Hm!" sagte ich und: "Der will bestimmt den Kühen dahinten frisches Wasser geben!" Während wir weiter liefen, guckte ich immer wieder hin und dachte immer: Mensch, was macht der denn!? Kurz kratzte ich mir auch am Kopf und ging weiter ran. Da rief der Bauer irgendwas, aber wir verstanden ihn nicht. "Was? Ist was kaputt?" fragte Essi ganz laut und der Bauer sagte wieder was. Aber irgendwie war entweder der Regen zu laut oder der Bauer zu leise. Wir gingen immer weiter ran und der Bauer so: "Bleibt besser da!" Wir: "Warum?" Und da war es auch schon passiert. Aus dem Wasserbehälter am Traktor kam kein Wasser, sondern Gülle raus. Die schoss genau auf uns zu und wir duckten uns. Klatsch! hörte ich und der Kinderwagen war voller Matsch. Wiebke erschreckte sich und guckte sich um. Kurz darauf brüllte sie und ich nahm sie schnell an mich. Der Bauer lachte und entschuldigte sich. Aber nicht nur der Kinderwagen wurde vollgespritzt, sondern auch unsere Steppjacken, Jeanshosen und Stiefel, obwohl wir hinter dem Kinderwagen hockten. "Scheiße!" lachte Essi und ich so: "Im wahrsten Sinne des Wortes!" und lachte. "Alles gut, kann vorkommen!" lachte ich zum Bauern und er so: "Na dann!" Er stieg auf sein Traktor und fuhr die Gülle aus. Wir fragten uns zwar wieso, weil er war auf einer Wiese die noch leicht überschwemmt war, aber kümmerten uns nicht weiter drum. Tja, da mussten wir wohl oder übel so dreckig nach Hause gehen. Wechselsachen hatten wir ja keine dabei. Immer wieder lachend, gingen wir großen Schrittes wieder nach Hause und Papa, der gerade am Tor stand und nach Hause wollte: "Wow, und wo ist die Ware?" Ich lachte: "Gibt keine, waren nur spazieren!" Essi: "Wir haben gegen den Wind geschissen!" Papa und ich bekamen uns nicht mehr ein vor lachen und Essi so: "Nicht nur ihr Männer könnt das!" Ich: "Waren wohl eher die Kühe, die in unsere Richtung geschissen haben!" Papa lief lachend davon und sagte: "Viel Spaß beim saubermachen!" Das hatten wir auch. Draußen im Garten spritzte ich den Kinderwagen ab und drin spülten Essi und ich uns unter der Dusche sauber. Später schruppten wir noch den Kinderwagen wieder richtig sauber, während mein Schatzi Jan (17) auf die kleine aufpasste. |