Silvester 2021/22 (31.12.2021 / 01.01.2022)
Der Silvestertag lief zunächst trocken ab, ich kaufte ein und bereitete ein paar Kleinigkeiten für den Silvesterabend vor. Groß war meine Vorfreude nicht, ich würde Sandra vermissen mit der ich letztes Jahr gefeiert und ihr einen ersten Kuss abgeluchst hatte, nachdem wir ziemlich viel getrunken hatten. Auch wenn ich sie kaum mehr erwähne, sie fehlt mir jeden Tag und ich weine oft deswegen, obwohl ich weinen früher immer albern fand. Hannah hingegen scheint den Verlust besser weggesteckt zu haben, aber sie hatte zwischendurch auch professionelle Hilfe bei einem Kinderpsychologen.

Aber zurück zu Silvester: Hannah hatte mich überredet, dass ihr Freund Jaden (12) mit uns feiern durfte. Er sei sonst ganz allein zuhause, meinte sie, seine Mum gehe immer an den Wochenenden feiern und seine älteren Brüder wahrscheinlich auch. Naja, gut, hatte ich also zugesagt, sogar mit Übernachtung, aber nur er allein auf der Couch im Wohnzimmer und Hannah in ihrem Zimmer. Und so stand Jaden vergleichsweise schick angezogen, mit beiger Jeans, T-Shirt und offenem Hemd, seinen abgetretenen Turnschuhen, seiner dünnen Windjacke und seinen langen, aber diesmal frisch gewaschenen und gekämmten Haaren, vor der Tür, zwei kleine 1,99-Euro-Rosensträuße vom Discounter dabei, einen für Hannah und einen für mich. Irgendwie süß, ich hoffe er musste sie nicht klauen.

Ich ließ ihn ein und wollte noch was aus dem Auto holen, wobei mir auf dem Rückweg mein Nachbar über den Weg lief. "Du hast nicht zufällig Zeit heute Abend und willst mit mir Silvester feiern?" fragte er. Und ich, überrascht, aber ablehnend "Nein, hab Gäste da und kann die nicht allein lassen!" "Schade!" meinte er und verschwand in seiner Wohnung.

Das Abendessen, es gab zwei selbst belegte Pizzen, romantische Musik und Kerzenschein, verlief ruhig. Hannah hatte nur Augen für ihren Jaden und strahlte über ihr erstes Candlelight-Dinner glücklich, aber ich saß einsam und wie verlassen daneben, kämpfte gegen Tränen an. Nach dem Essen verschwanden beide in ihrem Zimmer um einen Film zu schauen und ich legte mich in die Wanne, in meinem Outfit des Tages, mit Jeans und T-Shirt und suchte so etwas Entspannung. und schrieb alle möglichen Leute an, was sie so heute Abend vorhätten. Natürlich waren alle ausgebucht, jeder zweite lud mich ein, aber ich konnte und wollte ja die Kids nicht alleine lassen.

Es klingelte und ich bin, in nassen Klamotten und mit Bademantel, an die Tür. Es waren zwei Jugendliche, er so um die 15 und das Mädchen vielleicht 13 oder 14. Die beiden suchten Jaden. Es war sein mittlerer Bruder und dessen Freundin. Der kam auch an die Tür, wo die Brüder sich kurz um Zigaretten stritten. Sie wollten von Jaden welche haben, aber er sagte er hätte keine. Clever. Jedenfalls schubsten sie Jaden in meinen Flur und gingen ohne Kippen wieder weg, nicht ohne laut ein paarmal "F*ck dich" durchs Treppenhaus zu rufen. Ich wollte gerade die Wohnungstür zumachen, als die Tür gegenüber aufging, ob denn alles in Ordnung sei. Es war mein Nachbar, dem gleich wieder meine nassen Haarspitzen, der Bademantel und die nassen Klamotten darunter auffielen. "Du machst das echt gerne, hmm?" fragte er. Und ich so: "Es spendet mir Trost!" Und reflexartig ohne Nachdenken fragte ich: "Hast du heute immer noch nix vor?" Er hoffnungsvoll: "Nein!" und ich lud ihn mir für den Abend ein. Er schnappte schnell einen Blumenstrauß und eine Flasche Sekt und strahlte mich an "Danke für die Einladung!" und kam gleich mit rüber.

Ich lotste ihn in mein Wohnzimmer und meinte ich müsse mich mal eben schnell noch umziehen. Er stand gleich auf und ich setzte ein "allein" hinterher. "Oh, ähm..." stammelte er und ich unterbrach "Bin gleich wieder da!". Zehn Minuten später saß ich in einem schwarzen Kleid ihm gegenüber und wir tranken Sekt und unterhielten uns über nasse Klamotten. Ich erzählte ihm, wie ich dazu kam und was es mir bis heute bedeutet. Ich musste keine Gedanken lesen können um mir vorzustellen, dass er mich zu gerne in dem Kleid nass gesehen hätte und rechnete jeden Moment mit der Frage, ob wir zusammen duschen gehen wollen.

Jaden und Hannah erlösten mich und kamen ins Wohnzimmer. Jaden wollte eine rauchen aber ich schickte die beiden auf den Balkon. Mein Nachbar war fassungslos, das ich Hannah rauchen ließ, aber das juckte mich nicht. "Kannst gehen wenn´s dir nicht gefällt!" schnauzte ich - irgendwie macht es Spaß, zu ihm unfreundlich zu sein. Ich könnte ihm eine reinhauen, er würde immer noch danke dafür sagen. Verliebter Trottel, aber irgendwie süß.

Als die Kids vom Balkon zurückkamen, spielten wir zu viert ein Gesellschaftsspiel und dann noch eines und noch eines und irgendwie war dann die Luft raus. Und noch zwei Stunden bis Mitternacht. Hannah meinte "Ich hab Lust zu baden!" Jaden verzog sein Gesicht, er schien keine Lust zu haben. Bis ich meinte "Dann geht nur Hannah und wir machen sie nass!" Das wurde meinem Nachbar zu komisch und er meinte er müsse nochmal rüber, käme aber gern Mitternacht zum Anstoßen noch mal zu uns. Ich war irritiert, aber meinte "Okay!"

Hannah ging, in schwarzer Leggins und hellgrauem Pullover in die Wanne und hockte sich hin. Jaden stand irritiert daneben und ich sagte: "Moment!" und ging eben kurz in die Küche, raffte alles, womit man ein Kind einsauen konnte zusammen und stellte alles in einem Korb ins Bad. Jaden staunte und wusste nicht so recht was ich vorhatte.

Zu Demonstatrionszwecken nahm ich eine Flasche Ketchup und begann sie über Hannahs Kopf auszuleeren. Hannah freute sich und bald lief der Ketchup ihr über die Haare auf den Pulli und sie verschmierte ihn breit während ich ihn ihr direkt auf Arme, Schultern und Brust kippte. Jaden hatte verstanden und machte mit Pflanzenmargarine mit. Nicht lange und Hannah war komplett rot und fettig vollgeschmiert und auch Jadens Hemdsärmel hatten ordentlich was abbekommen. Schließlich nahm er Schokosauce und stieg damit zu Hannah in die Wanne und während er sie weiter einschmierte, bedeckte ich ihn mit Senf. Als beide komplett eingesaut waren, verbündeten sie sich und auch ich bekam mein Fett weg, im wahrsten Sinne.

Wir tobten und lachten zu dritt vor und in der Wanne rum und waren total eingesaut und hatten die Zeit vergessen. Viertel vor zwölf klingelte es an der Tür. "Oh Shit!" meinte ich nur und ging, im völlig verdreckten und nassen Kleid an die Tür um den Nachbarn reinzulassen. Er kam direkt mit zum Bad und ich meinte lass mich kurz saubermachen. Von der Badtür aus durfte er zusehen, wie ich mit meinem schwarzen Kleid mich schnell abduschte, einschäumte, nochmal abduschte und in ein Handtuch wickelte. Er goss vier Gläser Sekt ein und Punkt Mitternacht stießen er, ich (im nassen Kleid unterm Handtuch) und die beiden völlig eingesauten Kinder zusammen an und wünschten ein gutes neues Jahr. 2022 kann ja nur besser werden.

Draußen war nicht viel, aber doch Feuerwerk zu hören und so ging ich mit meinem Nachbarn auf den Balkon und wir ließen die Kids alleine im Bad. Ich ließ das Handtuch im Wohnzimmer und ging im nassen Kleid auf den Balkon, mein Nachbar direkt hinter mir. Kann man bei 12 Grad Außentemperatur schon mal machen. Irgendwer brannte weiter weg ein besonders schönes Feuerwerk ab und es war schön zuzuschauen... - bis ich die Hände meines Nachbarn auf den Hüften und seinen Atem im Nacken spürte. Ich nahm seine Hände weg und drehte mich zu ihn rum, wobei fast unsere Nasenspitzen zusammenstießen. "Nein, ich kann und will nicht!" meinte ich nur und er war enttäuscht, aber akzeptierte es. Übel nahm ich ihm seinen Annäherungsversuch nicht, ich hatte ihn ja mit der Duscheinlage im Kleid richtig heiß gemacht.

Da es kalt wurde, gingen wir wieder rein und er verabschiedete sich sofort. Ich ging zurück zu den Kids und schickte sie zum sauberwerden in die Dusche, sammelte ihre herumliegenden Sachen ein und stopfte sie in die Waschmaschine, machte dann gleich das Bad sauber während die Kinder sich gegenseitig sauber schrubbten. Ich föhnte beiden noch die Haare trocken und schickte sie ins Bett, ging dann selber, noch im feuchten Kleid, in mein Bett. Allein und einsam.

Ich war früh wach und legte mich mit meinem noch feuchten und hier und da fleckigen schwarzen Kleid in die Wanne. Die sauberen, im Trockner getrockneten Sachen von Hannah und Jaden legte ich auf die Waschmaschine, konnten die beiden sich holen. Ich genoss das Wasser, einen Kaffee und Zigaretten und dachte - wie schon die Nacht über - über gestern Abend und alles mögliche andere nach. Jaden kam plötzlich ins Bad, mit einer Decke um die Hüfte. Er wollte mal auf Klo und seine Sachen holen. Ich sah weg und er machte sein Geschäft im Stehen und verschwand mit Hannahs und seinen Klamotten.

 Wenig später hörte ich wie Hannah ihn zur Tür brachte und dann kam sie zu mir ins Bad. In blauer Leggins und beigem T-Shirt stieg sie zu mir ins Wasser, nur unsere Köpfe schauten aus Schaum und Wasser raus und wir rauchten eine und sie bedankte sich mehrfach dass Jaden Silvester hier sein durfte. Ich hätte ihm das Gefühl gegeben, dazuzugehören. Er wisse das sehr zu schätzen, wo er doch daheim immer allein dasteht und keiner ihn lieb haben würde. Bei solchen Gesprächen wird mir immer bewusst wie weit Hannah mit ihren 9 Jahren schon in ihrer Denkweise ist. Liegt wohl daran, was sie alles erlebt hat im letzten Jahr. So gesehen kein Wunder, dass sie mit anderen 9-jährigen nix anfangen kann. Gegen Mittag sind wir dann aus der Wanne raus und haben uns was zu essen ins Haus bestellt. Den Rest des Tages chillten wir auf der Couch und schauten Serien.

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